Equal Pay Day 2021: Ab heute arbeiten Frauen gratis

Am 25. Oktober ist Equal Pay Day – also jener Tag, der symbolisch für die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern steht. Und die liegt nicht nur an Teilzeit.


Eine Frauenhand hält Geldscheine
Finden Sie den Fehler: Die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern werden nur langsam behoben (© Omid Armin/Unsplash)

Wir schreiben das Jahr 2021. Das sollte man sich vor Augen halten, wenn man die nach wie vor bestehende Lohnschere zwischen den Geschlechtern betrachtet: Frauen verdienen in Österreich durchschnittlich 18,5 Prozent weniger als Männer und arbeiten somit ab dem Equal Pay Day (in diesem Jahr der 25.10.) theoretisch gratis.

Im letzten Jahr betrug der geschlechtsspezifische Gehaltsunterschied 19,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Schere ein kleines Stück weiter zugegangen ist. Was allerdings kein Anlass zur Euphorie sei, betont Marion Polaschek, Vorsitzende der Unabhängigen GewerkschafterInnen im ÖGB. Denn „das geschieht nur sehr langsam und jeder Tag unfairer Bewertung von Arbeit ist ohnehin einer zu viel“.

Nicht bis 2054 warten

Wann der Equal Pay Day jeweils ist, wird auf Basis von durchschnittlichen Jahres-Bruttobezügen (ganzjährige Bezüge und Vollzeitbeschäftigung) berechnet. Sprich: Erklärungsansätze wie jener, dass Frauen deshalb weniger verdienen, weil sie öfter geringfügig angestellt sind, stimmen nicht. Vielmehr scheinen Frauen einfach nach wie vor schlechter bezahlt zu werden als ihre männlichen Kollegen bzw. arbeiten oftmals in Berufen (wie in der Pflege oder in Bildungseinrichtungen), in denen die Löhne generell niedrig sind.

Laut einer Berechnung von ÖGB und AK wird sich der Gender Pay Gap jedenfalls erst 2054 schließen, wenn daran im Tempo der letzten zehn Jahre weitergearbeitet wird. 

Darauf dürfe man keinesfalls warten, findet man beim Österreichischen Frauenring – und zwar nicht nur im Interesse der Frauen selbst: „Der Gender Pay Gap wirkt sich auch extrem negativ auf den Wirtschaftsstandort aus“, sagt Christa Kirchmair, Equal-Pay-Expertin und stv. Vorsitzende des Frauenrings. „Wir alle sind gefordert, genau hinzuschauen und mit Stereotypen aufzuräumen. Auch Gesetzgebung und Unternehmen können und müssen dazu eine Menge beitragen. Es braucht mehr Transparenz beim Einkommen und zeitgemäße Modelle für Verteilung und Vereinbarkeiten.“ 

Equal Pay Day: Neubewertung von Arbeit gefordert

Ansätze zu einer gerechteren Bewertung von Arbeit über Branchengrenzen hinweg gibt es bereits: So soll etwa der Comparable-Worth-Index (CWI) anhand von Anforderungen und Belastungen verschiedene Berufe vergleichbar machen. 


In den Pflege- und Sozialberufen würden solche Maßzahlen schon länger gefordert, so Polaschek. „Corona hat uns deutlich gezeigt, wie überfällig die Neubewertung von Arbeit auch in anderen betroffenen Berufsgruppen – den sogenannten systemrelevanten, aber unterbezahlten – ist.“