Studie: Klimakrise schuld an Pandemie?

Eine im Februar 2021 veröffentlichte Studie, unter anderem durchgeführt vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, legt einen Zusammenhang zwischen der Klimakrise und der Ausbreitung von SARS-CoV-2 in Südchina nahe. Klimatische Veränderungen hätten die Verbreitung neuer Fledermausarten ermöglicht, durch die ca. 100 neue Coronaviren in die Region eingeschleppt wurden.


Laut WissenschaftlerInnen spielen Fledermäuse eine entscheidende Rolle beim Ursprung der Pandemie - nun könnte es auch einen Zusammenhang mit der Klimakrise geben. (© Morchfoto/Pixabay)

WissenschaftlerInnen bringen einen völlig neuen Blickwinkel in die Diskussion um den Ursprung der Corona-Pandemie ein. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass die globalen Treibhausgasemissionen den vermuteten Ursprungsort in Südchina zu einem Hotspot für Coronaviren gemacht haben. Diese wurden dann auf den Menschen übertragen – die Folge war eine Pandemie, die bis Anfang Mai 2021 über drei Millionen Menschenleben gefordert hat. Beteiligt an der Studie waren ForscherInnen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Universität Cambridge und der Universität Hawai’i-Manoa.

Die klimatischen Veränderungen, hervorgerufen durch den Klimawandel, führten in einigen südchinesischen Gebieten zu Veränderungen der natürlichen Vegetation. Die veränderten Bedingungen begünstigten die Entstehung neuer Fledermausarten, die wiederum bisher unbekannte Coronaviren in die Region brachten. „Im letzten Jahrhundert hat der Klimawandel im wahrscheinlichen Ursprungsort von SARS-CoV-2 den Lebensraum für Fledermäuse deutlich attraktiver gemacht – und damit auch für die vielen Coronaviren, die diese Tiere in sich tragen,“ sagt Dr. Robert Beyer, der am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung tätig ist.

Umdenken in der Klimapolitik gefordert

Aufgrund des Klimawandels hätten sich die Lebensräume der Fledermäuse verschoben, so der Forscher. „Das veränderte nicht nur, wo die Viren vorkommen, sondern ermöglichte auch neue Interaktionen mit anderen Tieren, durch die schädliche Erreger übertragen wurden oder sich weiterentwickelten“, erklärt Beyer. Grundlage für diese These bilden die Vergleiche der aktuellen Klimadaten aus der Region mit denen von vor 100 Jahren. Daraus leiteten die WissenschaftlerInnen ab, wie sich die Lebensräume der Fledermäuse im vergangenen Jahrhundert veränderten.

Camilo Mora, Professor an der Universität Hawai’i-Manoa und Initiator der Studie, plädiert für ein Umdenken in der Klimapolitik: „Wir wissen, dass der Klimawandel die Übertragung von Viren in Wildtieren auf den Menschen beschleunigt. Das sollte uns dringend dazu veranlassen, Maßnahmen zur Reduktion von Emissionen zu verbessern.“

Im südchinesischen Raum leben auch Schuppentiere, von denen angenommen wird, sie hätten als Zwischenwirte für SARS-CoV-2 fungiert. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass die Fledermäuse das Virus auf die Schuppentiere übertrugen, die später am berüchtigten Markt in Wuhan erstmals einen Menschen infizierten. Die Unglückskette begann also nicht erst in Wuhan, sondern bereits mit der veränderten Vegetation im südchinesischen Raum, hervorgerufen durch die Klimakrise. Diese ist nunmehr neben Großbränden und Naturkatastrophen um eine Bedrohung reicher, nämlich die der Pandemie.