300 Millionen Euro Schaden: Zwei Drittel der Wiener Altbaumieten zu hoch

Über 300 Millionen Euro Schaden pro Jahr – Befristete Mietverträge besonders betroffen.


Hand mit leerer Geldbörse symbolisch für Mietarmut © Emil Kalibradov, emkal
Zwei Drittel der Wiener Altbaumieten sind zu hoch © Emil Kalibradov, emkal

Eine aktuelle Untersuchung des Marktforschungsinstituts Triple M im Auftrag von Miet-Bremse.at beleuchtet die alarmierende Situation am Wiener Altbau-Mietmarkt. Über 64 % der Altbaumieten in Wien sind überhöht. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 1.500 Personen, darunter 285 Altbaumieter.

300 Millionen Euro zu viel an Miete

Die Untersuchung zeigt, dass Wiener Mieter in Altbauten im Durchschnitt 245 Euro monatlich zu viel an Miete zahlen. Das summiert sich auf über 300 Millionen Euro jährlich – konservativ geschätzt. Armin Gfrerer, Geschäftsführer von Miet-Bremse.at, betont, dass dieses Volumen aufgrund der jüngsten Teuerungswelle vermutlich zuletzt deutlich angewachsen ist, da auch unzulässig hohe Mieten inflationsgesichert sind. Besonders betroffen sind Mieter mit befristeten Verträgen, die eigentlich günstiger sein müssten. Stattdessen zahlen 84 % von ihnen durchschnittlich 329 Euro monatlich zu viel.

Geografische Unterschiede bei Mietbelastung

Insgesamt empfinden 67 % der Befragten die Mietkosten als belastend, während 31 % aufgrund der hohen Mieten auf andere Ausgaben verzichten müssen. „Diese Wahrnehmung ist in allen Bevölkerungsgruppen relativ ähnlich, am stärksten fallen hier die geografischen Unterschiede ins Auge“, so Christina Matzka, Studienautorin und Meinungsforscherin. Innerhalb des Gürtels und in den Bezirken 20 bis 22 empfinden nur 23 % bzw. 25 % der Mieter ihre Wohnkosten als sehr belastend. Außerhalb dieser Gebiete sind es im Schnitt 40 %. 

Um diese geografischen Unterschiede zu veranschaulichen, hat Miet-Bremse.at die Studienergebnisse zusammen mit einer Auswertung von rund 2.000 anonymisierten, firmeneigenen Falldaten als Grundlage herangezogen, um eine „Karte des Mietwuchers“ mit den am stärksten überhöhten Altbaumieten zu erstellen.

„Karte des Mietwuchers“ © Miet-Bremse.at / Jufina

Lagezuschlag unter Beschusss

Angesichts der Studienergebnisse rät Jufina-Vorstand Stefan Schleicher allen Altbaumietern, ihre Mietverträge von Experten prüfen zu lassen. Miet-Bremse.at bietet diesen Service kostenlos an. Schleicher kritisiert das aktuelle Mietrecht – insbesondere das Konzept des Lagezuschlags, das seiner Meinung nach überholt ist. Innerhalb des Gürtels führt der Lagezuschlag zu Mietpreisen, die deutlich über dem Marktniveau liegen. Währenddessen verkommt er in anderen Stadtteilen zu einer willkürlichen „Gutachten-Lotterie“, so Schleicher. Er fordert die Politik auf, das Mietrecht zu überdenken und anzupassen. Zudem betont Schleicher, dass das Eintreiben unzulässig hoher Mieten in Österreich straflos bleibt, was ein exzessives Ausreizen des Mietrechts begünstigt.