Geschichte der Arbeiterkammer

Die Arbeiterkammer-Wahl ist die größte Wahl Österreichs. Als Vertretung für Arbeitnehmer:innen im ganzen Land fordert die Arbeiterkammer (AK) seit mehr als 100 Jahren die Rechte der Arbeiter:innen ein.


Zu sehen ist eine Hand, die einen Umschlag in eine Wahlurne steckt.
Der Gang zur Wahlurne ist in Wien, Burgenland und Niederösterreich noch bis 23. April möglich. © Pexels

Wie hat sich die Institution der Arbeiterkammer in Österreich entwickelt?

Lange Zeit blieben die Forderungen der Arbeitnehmer:innen nach einer Organisation, die ihre Interessen vertreten soll, unerhört. Ein erster Gesetzesentwurf, welcher aber verworfen wurde, kommt 1886 zur Abstimmung.

Ein Jahr darauf, 1887, forderte die Gründungsversammlung des „Allgemeinen Linzer Arbeitervereins“ die Einrichtung von Arbeiterkammern als Interessensvertretung. Auch bei der Gründung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei zum Jahreswechsel 1888/1889 stand die Forderung nach Arbeiterkammern zur Diskussion. Zu wirklichen Gründungen kam es aber nicht.

Monarchie und die Abwesenheit der Arbeiterkammer

Bis zum Ende der Monarchie blieb die Errichtung einer Arbeiterkammer ein unerfüllter Wunsch. Zwar gibt es Initiativen von den Gewerkschaften, aber der Erste Weltkrieg und die Kriegsdiktatur stoppen den Fortschritt. Nach dem Ende des Krieges fordern 1917/1918 tschechische Sozialdemokraten die Errichtung von Arbeiterkammern im Reichsrat. Doch bis zum Zusammenbruch der Monarchie kommt es zu keiner Beschlussfassung und die Gründung von Arbeiterkammern bleibt aus.

Die Erste Republik

Österreich wird 1918 zu einer Demokratie. Im Jahr 1920 beschließt das demokratisch gewählte Parlament ein Gesetz zur Einrichtung von Interessensvertretungen für die Arbeiter:innen und Angestellten. Sie sollten die gleichen Rechte erhalten wie die Handelskammern. Damit steht Österreich vor den Anfängen der Sozialpartnerschaft. 1921 folgte die tatsächliche Gleichstellung mit den Handelskammern und die erste Arbeiterkammer-Wahl.  Diese Wahlen stellen einen Meilenstein der Demokratie in Österreich dar. Arbeiter:innen werden selbstbestimmt und haben ein Recht zur Mitsprache. Eine der ersten Errungenschaften der neuen Organisation ist eine Arbeitslosenversicherung. 1924 wird der Jugendbeirat ins Leben gerufen, gefolgt von der Gründung des Referats für Frauenarbeit im Jahr 1925.

Austrofaschismus und Krieg: Dunkle Zeiten für die Arbeiterkammer

Während der Zeit unter Dollfuß und des Austrofaschismus besteht die Arbeiterkammer nur formell. Unabhängige Gewerkschaften werden durch „Einheitsgewerkschaften“ ersetzt und die Kollektivverträge für ungültig erklärt. Viele Funktionär:innen arbeiten heimlich im Untergrund weiter. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges beendet auch das formelle Bestehen der AK: Das gesamte Vermögen wird von der „Deutschen Arbeitsfront“ konfisziert und viele ehemalige Funktionär:innen und Vorreiter:innen werden zur Emigration getrieben, inhaftiert oder in Konzentrationslager deportiert. Einige bezahlen dafür mit ihrem Leben.

Ende des Krieges: Die Wiederkehr der Arbeiterkammer

Nach Ende des Krieges im Jahr 1945 steht die Arbeiterkammer vor der gewaltigen Aufgabe, die Organisation neu zu etablieren und sich zu positionieren. Das AK-Gesetz der Ersten Republik wird bis auf einige wenige Änderungen wieder in Kraft gesetzt und die unermüdlichen Funktionär:innen nehmen ihre Arbeit am Wiederaufbau auf.

Erste Ergebnisse lassen nicht lange auf sich warten und so entsteht 1945/1946 die Sozialpartnerschaft. Im Jahr 1947 wird das Preis-Lohn-Abkommen zwischen den Sozialpartnern und der Regierung unterzeichnet. 

Bei der ersten AK-Wahl nach dem Krieg, 1949, kommt es zu einer Wahlbeteiligung von über 80% – ein historisches Ergebnis!

Eine Stimme für die Arbeitnehmenden

Mehr als ein Jahrhundert nach der Gründung der Arbeiterkammer bleiben die Wahlen eine wichtige Chance, um den Arbeitnehmenden eine Stimme zu geben und ihre Vertreter:innen zu wählen. Die AK hat als Interessensvertretung viel zu dem Österreich beigetragen, das wir heute kennen. Die aktuellen AK-Wahlen sind die Errungenschaft vieler Vordenker:innen und starker Persönlichkeiten.