Zug-Verspätungen „wie ein Virus“

Ein gemeinsames Projekt der ÖBB und des Complexity Science Hubs Vienna soll verhindern, dass sich Verzögerungen auf einzelnen Strecken auf das Gesamtnetz auswirken.


Zug in einer Landschaft
Mit Datenauswertungen zu mehr Pünktlichkeit? (© ÖBB/Philipp Horak)

Innerhalb Österreichs sind täglich 6600 Züge unterwegs, und der Bahnverkehr – national wie international – soll in Zukunft noch weiter wachsen. Durch die immer engere Taktung wird das System laufend komplexer: Es gibt tausende Knoten und Millionen Möglichkeiten mit unterschiedlichen Wechselwirkungen.  

„Diese starke Vernetzung führt dazu, dass eine Verspätung an einer Stelle sich wie ein Virus über das ganze System ausbreiten kann“, erklärt Komplexitätsforscher Vito D.P. Servedio vom Complexity Science Hub Vienna (CHS).  

Pilotprojekt für mehr Pünktlichkeit

In einem Pilotprojekt wollen der CHS und die ÖBB-Personenverkehr AG jetzt die Ablaufpläne nach Fahrplanabweichungen so optimieren, dass die Verzögerung möglichst geringe Auswirkungen auf das Gesamtnetz hat – und insgesamt weniger Verspätungen auftreten.

Verspätungen seien ein zentrales Problem, das „in einer datenbasierten systematischen Aufarbeitung gelöst werden könnte“, so Johannes Kager, Projektleiter auf Seiten der ÖBB. „Die ÖBB gehören zu den pünktlichsten Bahnen Europas und wollen sich immer weiter verbessern. Durch verschiedene Einflüsse kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Verspätungen, die in diesem Projekt analysiert und verringert werden sollen.“

Für die Pilotphase wurde die Strecke Wien Hauptbahnhof – Wr. Neustadt gewählt, da hier Nah- und Fernverkehr analysiert werden können. „Den wenigsten Menschen ist bewusst, wie schwierig es ist, ein großes Netzwerk zu optimieren“, meint Servedio. „Deshalb ist dieses Projekt eine große – und eine großartige! – Herausforderung für uns Komplexitätsforscher(innen).“