Ärzte und Apotheker im Impf-Clinch

Sollen Apotheker impfen dürfen? Pharmazeuten sehen eine Chance auf höhere Durchdringungsraten. Die Ärztekammer ist dagegen und greift zu polemischen Vergleichen.


Die bereits recht komplexe Impfdiskussion in Österreich ist um eine Facette reicher: Nach einem Vorschlag der Länder-Gesundheitsreferenten plädiert nun auch die Apothekerkammer dafür, dass Apotheker impfen dürfen. Präsidiumsmitglied Gerhard Kobinger zeigt sich überzeugt, dass das „zu deutlich höheren Impfraten führen“ würde.

Er verweist auf andere Länder in der EU sowie auf die USA, Kanada und Neuseeland, wo das Impfen in der Apotheke bereits Alltag sei. Die dortigen Impfraten hätten sich dadurch „deutlich erhöht“, meint Kobinger, „auch Ärzte verzeichneten einen Anstieg bei den Impfungen“.

Die heimischen Apotheker seien jedenfalls bereit dafür. Österreichweit gibt es 1.400 Standorte mit etwa 400.000 täglichen Patientenkontakten. Dadurch könne man einen „niederschwelligen Zugang“ zum Impfen bieten.

Nur Ärzte dürfen impfen!

Die Österreichische Ärztekammer ist strikt gegen eine solche Öffnung. „Impfen ist ausschließlich eine ärztliche Tätigkeit“, betont Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Das sei schließlich mehr als die bloße Injektion, es gehe um die Patientensicherheit.

„Wir Ärzte und unser geschultes Team sind ausgebildet, bei Impfreaktionen vom Kreislaufkollaps bis hin zu sehr seltenen Nebenreaktionen fachlich richtig und unverzüglich zu reagieren – wie soll das in einer Apotheke funktionieren?“ fragt Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates. „Die Ordinationen arbeiten mit entsprechender Notfallausrüstung und sind geschult im Notfallmanagement. Diese Sicherheit kann von Apotheken nie erreicht werden.“

Die sachlichen Argumente der Ärztekammer garniert Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin der ÖÄK, mit einem fragwürdigen Vergleich: „Kein Mensch käme auf die Idee, sein Kfz-Service an einer Tankstelle machen zu lassen.“