Krisenkünstler: Abenteuer Haare färben

Wolfgang Steinbauer von propaganda Haare berät per Video bei der Farbwahl für den nachgewachsenen Ansatz und macht damit die Kunden glücklich.


Hässlicher Nachwuchs adé. Wolfgang Steinbauer, Inhaber von propaganda Haare stellt die perfekte Haarfarbe für den Ansatz mit dem Rad zu. (C) propaganda Haare

Eines haben die letzten Wochen gezeigt: Unternehmerinnen und Unternehmer sind kreativ im Umgang mit den großen Herausforderungen in Zeiten von COVID-19. Einige dieser Helden wollen wir in einer Spezialserie vor den Vorhang holen.

„Ich hab die Haare bald schön“

Der nächste Termin beim Friseur wird kommen ­– spätestens Anfang Mai öffnen die Meister der Scheren wieder ihre Pforten. Bis dahin heißt es warten, Haare wachsen lassen und Ansatz selber färben – oder besser doch nicht?  

Wolfgang Steinbauer, Geschäftsführer von propaganda Haare, weiß, worauf es ankommt. Der Inhaber des Friseurgeschäfts im 9. Wiener Gemeindebezirk in der Berggasse hat in Corona-Zeiten ein Lieferservice für die perfekte Haarfarbe entwickelt. Exklusive Beratung gibt es per Videotelefonie ­– auch für Nicht-(Stamm-)Kunden.  

Wie man dem Drogerie-Farb-Roulette damit vorbeugen kann, erzählt Steinbauer im virtuellen Interview. 

Können Sie von dem Moment erzählen, wo Ihnen die Idee zur Farbberatung via Video-Call bzw. zur Zustellung von Farbrezepturen gekommen ist?

Grundsätzlich rate ich ganz klar vom selber Haare färben ab. Unter den momentanen Umständen jedoch nicht, sofern alles auf einer professionellen Anleitung basiert, mit professionellen Produkten, nach einer professionellen Beratung geschieht. Das ist ein klarer Unterschied zur Drogerie-Farbpalette.

Nachdem mein Salon etwas über eine Woche geschlossen war und eine Bar in Wien begann, fertig gemischte Cocktails und Drinks zu liefern, dachte ich mir, in Zeiten der digitalen Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, müsste es auch machbar sein, eine Farbberatung auf Distanz durchzuführen. Außerdem wurden die Sorgen der vorwiegend weiblichen Kundinnen, ihre Ansatzfarben dem Drogerieprodukt überlassen zu müssen, immer hörbarer.

Wie schaffen Sie es, per Video-Telefonie die perfekte Farbe auch für Nicht-Kunden zusammenzustellen?

Die KundInnen bekommen klare Anweisungen, in welchem Licht und welcher Einstellung sie ihre Haarfarbe in bestmöglicher Qualität fotografieren. Danach folgt telefonisch ein Beratungsgespräch. Natürlich gibt es Färbungen, wie z. B. Bleichen, Strähnen, Ombre etc., die aufgrund des technischen Aufwandes nicht möglich sind. Hier geht es mehr um eine kontrollierte Schadensbegrenzung und Farbauffrischung, ohne sich damit die Farbe zu ruinieren.

Wie organisieren Sie die Zustellung? Übernehmen Sie die Zustellung persönlich? Welche Vorsichtsmaßnahmen werden hier getroffen?

Innerhalb Wiens und näherer Umgebung übernehme ich die Zustellung selbst mit dem Fahrrad und stelle die Lieferung vor die Tür. Kontaktlos. Den Rest verschicke ich mit der Post. 

Wie wird das Angebot angenommen? Schaffen Sie es, damit die Einbußen zu reduzieren?

Die Neugierde und das Interesse sind recht groß, auch wenn es für Nicht-Kunden einen Vertrauensvorschuss bedeutet. Am Ende ist es wohl mehr ein Service, um KundInnen als Profi zur Seite zu stehen, neue Kunden zu akquirieren und medial präsent zu sein als ein wirtschaftlich relevanter Faktor. 

Bleibt das Lieferservice für die Zukunft erhalten?

Ich denke darüber nach, den Service für KundInnen, die zeitlich verhindert sind, in den Salon zu kommen, aufrecht zu erhalten.

Welche Erfahrungen und Lehren ziehen Sie im positiven Sinn aus dieser Situation?

Das, was ich in vielen Bereichen und Branchen beobachtet habe: Kreative Lösungen entstehen oft außerhalb der Komfort-Zone.
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Haarfarbe für zuhause gibt’s hier bei propaganda Haare.

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