Krisenkünstler: Osterhase auf Bestellung

Diesmal im Porträt: Michael Rosenauer, Inhaber des Schoko-Ladens am Wiener Schwedenplatz.


"Es gibt das goldene Wiener Herz": Michael Rosenauer liefert erfolgreich Osterpäckchen mit süßen Köstlichkeiten frei Haus (C) Rosenauer

Eines haben die letzten Wochen gezeigt: Unternehmerinnen und Unternehmer sind kreativ im Umgang mit den großen Herausforderungen in Zeiten von COVID-19. Einige dieser Helden wollen wir in einer Spezialserie vor den Vorhang holen.

Die Krise versüßen

Der Schoko-Laden am Wiener Schwedenplatz versüßt bereits seit mehr als 50 Jahren das Leben vieler Schleckermäulchen. Michael Rosenauer, der das Geschäft 1999 von seinen Eltern übernommen hat, hat vor kurzem eine entscheidende Frage für sich gelöst: Wie mache ich das Beste aus der durch COVID-19 notwendigen Geschäftsschließung? 

Die derzeitige Pandemie hat bei ihm eine Idee keimen lassen: die Zustellung von Osterpäckchen direkt nach Hause. Wenn der Osterhase die süßen Sachen nicht bringen kann, dann zumindest der Schoko-Laden, dachte er sich. Rosenauer vereint dabei nun Tradition mit Erfindungsreichtum. Und zwar so erfolgreich, dass nach kürzester Zeit alle Osterpäckchen ausverkauft waren. 

Wir haben den Geschäftsinhaber des Schoko-Ladens zum virtuellen Gespräch getroffen. 

Können Sie von dem Moment erzählen, wo Ihnen die Idee zur Zustellung von Osterpäckchen gekommen ist?

Das Problem war ein gewaltiges. Wir haben uns seit Wochen auf Ostern vorbereitet und daher alles schön in unserem Geschäft präsentiert. Und dann kamen die Horrornachrichten! Offene Rechnungen und Ware bis unter die Decke. Keine schöne Situation. Es musste etwas passieren und das ziemlich schnell. Die Idee war, die Schokolade unter meinem Einkaufspreis mit gratis Zustellung in Wien und näherer Umgebung anzubieten. Es war eine riesige Welle der Unterstützung spürbar. Jeder wollte mitmachen. Einfach großartig. Wir waren überwältigt.

Wie haben Sie es geschafft, diese Idee so schnell umzusetzen?

Eine liebe Freundin, die sehr gut vernetzt ist sowie ein Firmennetzwerk, dem ich angehöre, haben mir geholfen, die Idee auf den Weg zu bringen. Dazu kam noch die Unterstützung der Facebook-Gruppe Wiener Wunderweiber, die einen großen Aufruf gestartet hat. 

Wie organisieren Sie das logistisch? Übernehmen Sie die Zustellung persönlich?

Ja, wir haben alles selber bewerkstelligt. Die Tage begannen zwischen fünf und sechs Uhr in der Früh. In der Firma haben wir dann begonnen, die Pakete zusammenzustellen und danach mit Hilfe eines lieben Freundes und der Familie die Zustellung bewältigt. Im Anschluss haben wir die Beantwortung der Mails und Nachrichten ­­­– oft bis weit nach Mitternacht­ – übernommen. Es waren drei sehr intensive Wochen. 

Wird das Angebot angenommen? Schaffen Sie es damit, die Einbußen zu reduzieren?

Wirtschaftlich war es so, dass wir bei der Kalkulation natürlich noch draufzahlen. Auf der anderen Seite sehe ich zufriedene Kunden, die sich in diesen Zeiten sehr darüber gefreut haben, ihren Enkeln, Kindern, Freunden und Verwandten doch über uns eine Osterüberraschung zukommen zu lassen. Vielleicht kommen diese Kunden uns, wenn alles vorbei ist, dann auch am Schwedenplatz besuchen. 

Bleibt das Lieferservice für die Zukunft erhalten?

Ja, ich werde in Zukunft ein Lieferservice aufbauen.

Welche Erfahrungen und Lehren ziehen Sie im positiven Sinn aus dieser Situation?

Das besondere an den Umständen war, meiner Ansicht nach, der Zusammenhalt in der Gesellschaft und der Versuch, einem kleinen Unternehmen, bei dem es wirklich um das wirtschaftliche Überleben ging, zu helfen. Meinen Dank nochmals an alle Wienerinnen und Wiener: Es gibt das goldene Wiener Herz. 

Wiens Schokoladenseite gibt es auf dieser Seite zu entdecken.