Internet Ombudsstelle: Erstmalig über 3.000 Schlichtungsfälle

Außergerichtliche Streitschlichtung wird immer gefragter: 2022 konnte die Internet Ombudsstelle zum ersten Mal über 3.000 bearbeitete Schlichtungsfälle registrieren. Zu den Top-Themen zählen Streitigkeiten bezüglich des Widerrufsrechts, ausbleibende Lieferungen sowie Gewährleitungsfragen.
 


Laut Jahresbericht 2022 sind typische E-Commerce-Probleme die häufigsten Gründe für ein Schlichtungsverfahren bei der Internet Ombudsstelle.
Laut Jahresbericht 2022 sind typische E-Commerce-Probleme die häufigsten Gründe für ein Schlichtungsverfahren bei der Internet Ombudsstelle. © Internet Ombudsstelle

Die staatlich anerkannte Verbraucherschlichtung Internet Ombudsstelle steht Konsumenten bei rechtlichen Problemen im digitalen Bereich zur Seite. Dabei können Fragen und Beschwerden kostenlos und unbürokratisch direkt auf www.ombudsstelle.at eingebracht werden. Ziel ist es das allgemeine Vertrauen in die Digitalisierung zu steigern, indem die Experten der Internet Ombudsstelle Informationen zu digitalen Themen anbieten und zur Lösung von Konflikten beitragen. Unterstützung wird in Form von außergerichtlicher Streitschlichtung oder rechtlicher Beratung angeboten.

Die Nachfrage ist groß: Ganze 8.738 Anfragen wurden vom Experten-Team registriert. In mehr als 3.000 Fällen, exakt 3.164, wurde eine außergerichtliche Streitschlichtung zwischen Konsumenten und Unternehmen durchgeführt. Das sind um 10 Prozent mehr als im Vorjahr. In mehr als der Hälfte der angefragten Fälle beriet die Internet Ombudsstelle Verbraucher zu konkreten Problemen oder Rechtsfragen rund um die Themen Online-Shopping sowie die Nutzung digitaler Medien.

„Der Online-Einkauf, die Nutzung von Streaming-Angeboten oder der Erwerb von Dienstleistungen im Internet gehören für die meisten Österreicherinnen und Österreicher bereits zum Alltag. Dies bringt viele neue Herausforderungen für den Konsumentenschutz mit sich. Vom Fake-Shop bis zur Abo-Falle muss dabei vieles bedacht werden. Die Internet Ombudsstelle und die Watchlist Internet leisten dabei in Österreich einen immer wichtiger werdenden Beitrag für den digitalen Konsumentenschutz. Deswegen wird ihre Arbeit vom BMSGPK gefördert.“

Johannes Rauch, Konsumentenschutzminister

Die häufigsten Beschwerden 2022

Vor allem als Instrument zur Streitschlichtung im Bereich des Online- und Internethandels, stellt sich die Internet Ombudsstelle als besonders hilfreich heraus.
Bei den insgesamt 3.164 bearbeiteten Schlichtungsfällen standen also die typischen E-Commerce-Probleme im Vordergrund: Streitigkeiten um das gesetzliche Widerrufsrecht, ausbleibende Lieferungen und Gewährleistungsfragen waren die drei wichtigsten Themen. Dahinter folgen Probleme mit der Kündigung von Verträgen, aber auch Beschwerden über unwissentlich abgeschlossene Abo-Verträge oder unerwünschte Veröffentlichungen von Fotos von Personen. Ebenso bei Schwierigkeiten in den sozialen Medien konnte die Internet Ombudsstelle häufig weiterhelfen.

Längst haben die Beschwerdegründe 2022 nicht mehr nur mit dem klassischen Warenkauf zu tun: Obwohl dieser zwar immer noch die Hälfte aller Beschwerden ausmacht, holen andere Gründe von Reklamationen auf. Vor allem Dienstleitungen wie Reisebuchungen, Kurse und Dating-Plattformen sind mit knapp 30 Prozent immer mehr vertreten. Digitale Leistungen wie zum Beispiel Social-Media Plattformen, Streaming-Dienste und Hosting machen knapp ein Fünftel aller Widersprüche aus.

In circa 8 von 10 der Schlichtungsfälle mit österreichischen Unternehmen haben sich diese auch am Schlichtungsverfahren beteiligt. Dabei erzielte die Internet Ombudsstelle in mehr als der Hälfte der Fälle eine Einigung zwischen Konsument und Unternehmen. Die durchschnittliche Dauer der Verfahren lag bei 23 Tagen und konnte gegenüber dem Vorjahr um drei Tage beschleunigt werden.