5 Tipps zur Standortwahl für Unternehmen

Die beste Geschäftsidee nützt nichts, wenn die Location nicht passt. Wirtschaftskammer-Expertin Claudia Strohmaier kennt die Dos & Don’ts der Standortwahl für Unternehmen.


Claudia Strohmaier gibt Tipps zur Standortwahl für Unternehmen
Claudia Strohmaier, Sprecherin der Fachgruppe UBIT Wien, gibt praktische Tipps zur Standortwahl für Unternehmen (© dieVogelperspektive)

Keine Parkplätze, zu wenig Frequenz oder Troubles mit den Anrainern: Wer ein Unternehmen gründet, expandiert oder den Standort verlegt, sollte im Vorfeld alle Vor- und Nachteile der neuen Location sorgsam abwägen. Denn der beste Businessplan ist hinfällig, wenn die Standortwahl für Unternehmen schlichtweg falsch ist.

Die langjährige Unternehmensberaterin und Wiener Berufsgruppensprecherin Claudia Strohmaier betont: „Fehler bei der Standortwahl lassen sich im Nachhinein oft nur mühsam korrigieren. Deshalb sollte man bei dieser langfristigen Entscheidung im Vorfeld eine umfassende betriebswirtschaftliche Analyse vornehmen, die sehr viele interne und externe Faktoren berücksichtigt.“

5 Tipps für die Praxis

  1. Bereits vor der Standortentscheidung über Förderungen informieren
    Wer eine passende Gewerbeimmobilie gefunden hat, sieht sich in weiterer Folge meist auch nach Förderungen um. Da die Unterstützungen von Bundesland zu Bundesland zuweilen stark variieren, empfiehlt es sich, in gewissen Branchen auch den umgekehrten Weg zu gehen: Sich zuerst über Förderungen informieren und dann erst die Standortwahl treffen. Die Wirtschaftskammer bietet eine umfangreiche Förderdatenbank, in Wien bietet auch die Wirtschaftsagentur Wien eine gute Übersicht über Landesförderungen. 
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  2. Pachthöhe, Miete oder Kaufpreis in den Produkten einkalkulieren
    Die Anforderungen an einen Standort gehen je nach Geschäftszweig oft weit auseinander. Wer auf starke Kundenfrequenz angewiesen ist, ist in dicht besiedeltem Gebiet oder Einkaufszentren bzw. Einkaufsstraßen wohl am besten bedient. Wer teure Markenprodukte anbietet, wird in Innenstadtlagen oder Nobelvierteln am meisten Kundenpotenzial vorfinden. Allerdings ist das auch immer eine Frage der Immobilienpreise. „Ganz gleich, ob eine Gewerbeimmobilie gemietet, gekauft oder ein bestehender Betrieb gepachtet wird – die Berücksichtigung dieser Gemeinkosten in den Verkaufspreisen der Produkte oder Dienstleistungen ist ein wichtiger Faktor, damit sich ein Geschäftsmodell auch rechnet“, erklärt Strohmaier. Auch eine sorgfältige Analyse der bestehenden Konkurrenzsituation in der Nähe der eigenen Immobilie ist je nach Branche sehr zu empfehlen. 
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  3. Besondere Genehmigungen bei Lärm, Geruch oder Rauch
    Wer einen neuen Produktionsbetrieb errichten will, sollte sich in der Regel eher günstige Grundstücke am Stadtrand oder in Industriegebieten suchen. Allerdings bedürfen gewisse Betriebsanlagen einer besonderen Genehmigung, vor allem wenn diese durch Lärm, Geruch, Rauch o. ä. die Nachbarn verärgern oder die Umwelt beeinträchtigen könnten. Strohmaier: „Manchmal ist die Übernahme einer bestehenden Anlage daher der unkompliziertere Weg, sofern diese Genehmigungen bereits vorliegen. In diesem Fall sollte man allerdings auch den Grund für die Weitergabe der Immobilie sehr genau hinterfragen und bei unplausiblen Argumenten besonders penibel nach potenziellen Schwachstellen suchen.“
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  4. Anbindung an die „Infrastrukturen des 21. Jahrhunderts“
    Ein immer wichtigerer Faktor bei der Standortwahl für Unternehmen ist auch eine gute Verkehrsanbindung. Das gilt nicht nur für Produktionsbetriebe, die einen reibungslosen An- und Abtransport ihrer Waren gewährleisten müssen, sondern auch für den Wettlauf um die besten Mitarbeiter. Waren früher ein möglichst großer Parkplatz und ein gut ausgebautes Straßennetz ausschlaggebend, punkten heute Standorte auch, wenn Bahnhöfe oder Straßen- und Bushaltestellen bequem zu Fuß erreicht werden können. Auch eine schnelle Glasfaseranbindung gehört zu den gefragten Infrastrukturen und ist noch nicht in allen Regionen Österreichs eine Selbstverständlichkeit.  
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  5. Erstellung eines Zukunftsplans vor der Übersiedlung
    Unternehmen, die stark expandieren und denen der alte Standort daher allmählich zu klein wird, finden in der Nähe manchmal keine geeigneten Grundstücke, um ihren Betrieb auszubauen. Auch das führt nicht selten dazu, dass sich Unternehmen auf die „Herbergssuche“ begeben. Zu beachten ist, dass die Standortverlegung an die zuständige Gewerbehörde gemeldet werden muss. In Wien ist dies der Magistrat, in kleineren Gemeinden in der Regel die Bezirkshauptmannschaften. Vor der Standortverlegung ist zudem die Erstellung eines Zukunftsplans und die genaue Analyse des neuen Areals von zentraler Bedeutung.