MKÖ: Top-Quoten für virtuelle Gedenkfeiern

Erstmals organisierte das Mauthausen Komitee Österreich das „Fest der Freude“ heuer online, auch die internationale Befreiungsfeier wurde gestern virtuell begangen. Die Übertragungen in ORF III erreichten bis zu 26.000 bzw. 57.000 Zuseher.


Die Wiener Symphoniker aus dem "Home-Office" (© Mauthausen Komitee Österreich)

Mit dem „Fest der Freude“ setzt das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) jährlich ein fulminantes Zeichen für ein „Niemals wieder“: Immer am 8. Mai wird damit an den Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und an die Opfer des NS-Regimes erinnert. So auch heuer – nur, dass das Event das normalerweise auf dem Wiener Heldenplatz stattfindet, aufgrund on Covid-19 erstmals virtuell über die Bühne ging. Gut 30.000 Menschen aus 24 Ländern ließen sich nicht davon abhalten, das eindrucksvolle Programm im Internet zu verfolgen.

Menschlichkeit ohne Grenzen

MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi eröffnete das Fest der Freude mit einer Rede auf den kürzlich verstorbenen Zeitzeugen Richard Wadani, der Opfer der NS-Militärjustiz wurde und sich unermüdlich für die Rehabilitation von Deserteuren in der österreichischen Gesellschaft einsetzte. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen erinnerte an Wadani und die Gräueltaten der nationalsozialistischen Terrorherrschaft.
Das Schirmthema 2020 – „Menschlichkeit ohne Grenzen“ – fand auch in zahlreichen Videos und Botschaften Niederschlag, u.a. von Margaritis Schinas (Vizepräsident der Europäischen Kommission), Dmitrij Ljubinskij (Botschafter der Russischen Föderation), François Saint-Paul (Botschafter von Frankreich) und Rudolf Edlinger (Präsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes).

Höhepunkt der Veranstaltung war die Rede der Zeitzeugin Erika Kosnar. Die Wienerin stammt aus einer jüdischen Arbeiterfamilie und musste ab 1938 Beschimpfungen, Schikanen und Gräuel erleiden. Dank der Zivilcourage ihrer Mutter überlebte sie den Nazi-Terror in Wien. „Brauchen die Menschen erst Krieg oder Krisen, wie wir jetzt wieder eine haben, um zu begreifen, dass nur das Miteinander und Füreinander stark und glücklich macht?“ fand Kosnar klare Worte. „Das Fest der Freude soll uns nicht nur an das Kriegsende erinnern, sondern auch an unsere Verantwortung für den Frieden und das Glück der folgenden Generationen. Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Es ist weder die Hautfarbe noch die Religion noch die Rasse ausschlaggebend, wichtig ist nur eines: Mensch zu sein.“

Wiener Symphoniker geigten virtuell auf

Auch die Corona-Pandemie konnte die Wiener Symphoniker nicht davon abhalten, das Mauthausen Komitee Österreich beim Fest der Freude zu unterstützen. Eigens für das virtuelle Fest der Freude wurde Beethovens Siebte Symphonie A-Dur op. 92 im Split-Screen-Format präsentiert.

Durch das virtuelle Fest der Freude begleitete auch dieses Jahr Schauspielerin Katharina Stemberger.

„Für persönliche Begegnungen gibt es keine virtuelle Alternative“

Auch die jährliche Internationale Befreiungsfeier am 10. Mai wurde in diesem Jahr nicht in Mauthausen abgehalten, sondern im Netz. Zusehe aus Österreich, Spanien, Deutschland, Frankreich, Polen, den USA, Slowenien, Italien, Niederlanden, Belgien, Israel, Ungarn, Tschechien, Großbritannien, Russland, Luxemburg, Kanada, Schweiz, Griechenland, Serbien, Schweden, Singapur und der Ukraine gedachten der Befreiung des KZ Mauthausen vor 75 Jahren und der Millionen Toten, die das NS-Terrorregime gefordert hat.

Auch in diesem Jahr waren eine Kranzniederlegung und die Verlesung des Mauthausen Schwurs in 17 Sprachen Bestandteil der Veranstaltung. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi zeigte sich dennoch nicht restlos überzeugt: „Eine virtuelle Befreiungsfeier ist für mich keinesfalls ein würdiger Ersatz für eine Befreiungsfeier in der Gedenkstätte Mauthausen.“ Für persönliche Begegnungen mit Überlebenden gebe es „keine virtuelle Alternative“.
Den Höhepunkt der virtuellen internationalen Befreiungsfeier bildeten die zahlreichen Überlebenden und Zeitzeugen aus aller Welt. Besonders in Erinnerung geblieben ist Zeitzeugin Liliana Segre mit ihren Worten: „Nur das Bewusstsein über das, was geschehen ist, kann als Impfstoff gegen das dienen, was es hervorgebracht hat.“

Enormes Interesse für TV-Übertragung

Sowohl das Fest der Freude als auch die Internationale Befreiungsfeier wurden nicht nur online live übertragen, sondern auch in ORF III.

Das Fest der Freude am 8. Mai wurde dabei sehr konstant verfolgt (bis durchschnittlich 24.000 und bis zu 26.000 Zusehern), was einem Marktanteil von 2 % entspricht. Die internationale Befreiungsfeier am 10. Mai erreichte durchschnittlich 42.000 Zuseher mit Spitzenwerten von 57.000 Zusehern und einen Marktanteil von 5 %.

Noch bis 20. Mai 2020 finden die virtuellen Gedenkwochen statt. In dieser Zeit werden erstmalig Originalprotokolle der US-Befreier, Kurzvideos von KZ-Überlebenden und Zeitzeugen, Statements von Opferorganisationen, Botschaftern und lokalen Gedenkinitiativen u.v.m. auf www.mkoe.at, dem MKÖ YouTube-Kanal, der MKÖ Facebook-Seite und auf Instagram vorgestellt.