Bon voyage statt Blamage – Serbien

Zwischen Gastfreundschaft und Tabu-Themen: Unser Business-Knigge handelt diesmal von Serbien und den Gepflogenheiten im dortigen Geschäftsleben.


Die Schönheit Belgrads zählt zu den unverfänglichen Smalltalk-Themen (© Pixabay/hpgruesen)

Bei der Fußball-WM-Qualifikation 2017 konnte Österreich tatsächlich einen 3:2-Sieg über Serbien erringen. Wir sorgen dafür, dass Sie auch beim nächsten Business-Trip in das Balkanland keine Niederlage erleiden müssen: WirtschaftDirekt hat den Unternehmer Thomas Trummer (Trummer Human Resources) um Insider-Tipps für Serbien gebeten. Er betreut als Berater und SAP-Experte zahlreiche Kunden im In- und Ausland – darunter auch in Serbien.

Fruštuk im Bademantil

Wie in den meisten Ländern kommt es auch in Serbien gut an, wenn man ein paar Wörter in der Landessprache beherrscht. Mit einem „Dober dan! Kako ste?“ heimsen Sie bei der Begrüßung ein paar Sympathiepunkte ein. Allerdings sollte man bei den linguistischen Höflichkeiten aufpassen, dass man nichts durcheinanderbringt. Denn: „Slowenisch oder andere slawische Sprachen werden zwar verstanden, aber ungern gesprochen“, erzählt Thomas Trummer. „Auf die Unterschiede wird gerne hingewiesen.“

Was Geschäftsreisenden aus Österreich entgegenkommt: Deutsch ist in Serbien verbreiteter als Englisch. „Gar nicht so wenige Wörter wurden sogar aus dem Deutschen übernommen“, berichtet der gebürtige Steirer. Durchaus praktisch: Wer „Apetit“ auf einen „Saft“ oder „Karfiol“ hat, muss nicht großartig im Wörterbuch nachschlagen. Und auch „Bademantil“, „Brile“, „Fruštuk“ oder „Špricer“ kann man sich leicht merken.

Extreme Gastfreundschaft

Wenn man Geschäftspartner zum ersten Mal trifft, sollte man auf ein förmliches „Sie“ setzen und sich eher in Zurückhaltung üben: „höflich, aber reserviert“, lautet die Devise beim serbischen Empfang. Kennt man sich schon länger, geht es hingegen umso herzlicher zu, beobachtet Trummer. 

Apropos herzlich: Gastfreundschaft wird in Serbien groß geschrieben. Sie gilt quasi als heilig: „Versucht man als Gast, zu bezahlen, gilt das fast schon als Beleidigung. Eine Einladung abzuschlagen, ebenso.“ Achtung: Bei Gegeneinladungen in Österreich sollte man ebenso darauf achten, ein großzügiger Gastgeber zu sein – das wird durchaus erwartet.

Trinkfest zu sein ist übrigens durchaus kein Nachteil, wenn man geschäftlich in Serbien zu tun hat: „Alkohol ist bei Geschäftsessen in ziemlichen Mengen erlaubt und beliebt, Starkbier und Schnaps waren fast immer dabei“, erzählt der SAP-Profi.

Spuren der Vergangenheit

Keine Sorge, wenn manche Kontaktpersonen nicht gleich besonders redselig erscheinen. Das mag manchmal an den durchaus strengen Hierarchien in Serbien liegen. Vorrangig sprechen die Führungskräfte, Angestellte erst, wenn sie dazu aufgefordert werden.

Wer beim Smalltalk auf der sicheren Seite sein möchte, plaudert am besten über die Schönheiten des Landes – insbesondere auch über die Hauptstadt Belgrad – und über Sport. Meiden sollte man hingegen das Thema Armut, auch wenn (oder eben weil) diese mancherorts unübersehbar ist, etwa bei den Walachen im Grenzgebiet zu Rumänien.

Äußerst heikel ist es auch, über den Krieg zu sprechen. Jenes vor rund 20 Jahren beendete, finstere Kapitel in der Geschichte des Landes wirkt auch heute noch nach. 

So sind Frauen in der Geschäftswelt nicht nur vertreten, sondern manchmal sogar in der Überzahl. Was leider nicht allein am Gleichberechtigungs-Denken liegt, sondern daran, dass die Balkankrise viele Männer das Leben gekostet hat. „Die Damen – unabhängig in welcher Hierarchiestufe – sind immer top gestylt“, sagt Thomas Trummer. Und auch hier liegt die selbe, traurige Tatsache zugrunde: „Viele Frauen wurden zu Witwen, es herrschte ein Mangel an passenden Partnern. Und ein gepflegtes Outfit ist da jedenfalls hilfreich … So wurde es mir von Einheimischen erklärt.“

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