Knapp jeder dritte Mensch in Österreich ist Teilzeiterwerbstätig. Frauen und Männer sind dabei unterschiedlich stark in dieser Beschäftigungsart vertreten. Nur ungefähr 11 Prozent der männlichen Arbeitskräfte gehen einer Teilzeitbeschäftigung nach. Dem Gegenüber ist die Teilzeitquote bei Frauen um einiges höher: Jede Zweite arbeitet nicht bei vollem Erwerbsumfang. Anhand dieses eklatanten Unterschieds ist klar – Teilzeitarbeit ist in Österreich eindeutig weiblich. Dieses Phänomen etabliert sich vor allem im ländlicheren Gebiet, ist aber auch in der Stadt keine Sache der Seltenheit. Das Stadt-Land-Gefälle ist dennoch eindeutig ersichtlich. Während in Vorarlberg beispielsweise nur rund zehn Prozent der Männer einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, sind es in Wien schon in etwa 18 Prozent. Trotzdem ist die Teilzeitquote der Frauen in beiden Bundesländern um einiges höher.
Sorgearbeit und Sexismus
Die Ursachen weshalb Frauen weniger Stunden arbeiten als Männer sind komplex und vielschichtig. Doch der Hauptauslöser dieser Bewegung ist zweifellos die ungleiche Aufteilung der Sorgearbeit – auch „Care Arbeit“ genannt. Das Erste, was den Meisten dabei vermutlich in den Sinn kommt, ist Kinderbetreuung, doch Care Arbeit umfasst viel mehr als das. Beispielsweise zählt auch Pflege von Angehörigen, aber auch unentgeltliche Haus- und Gartenarbeit dazu. All das wird tendenziell eher von Frauen übernommen. In weiterer Folge führt das zu einer Verringerung des Erwerbsumfangs. Diese Ungleichheit bei der privaten Sorgearbeit hängen vor allem von Rollenstereotype vieler Familien ab. Es ist also einfach gesagt teilweise auf sexistische Gesellschaftsstrukturen zurückzuführen.
Des Weiteren können die Ungleichheiten im Bereich Sorgearbeit teils auch eine rein wirtschaftliche Entscheidung sein. Nicht selten ist es einfach eine Frage des Gehalts. Da Frauen durchschnittlich weniger verdienen, ist es eine logische Schlussfolgerung, dass Männer Vollzeit weiterarbeiten. Dann fällt insgesamt der Einkommensverlust wesentlich geringer aus. Manche Frauen wiederum entscheiden sich bewusst für ihre Familie und gegen eine Karriere.
Die Wahl der Branche ist ein weiterer Aspekt, weshalb weibliche Arbeitskräfte eher teilzeitbeschäftigt sind. Frauen arbeiten häufig in sozialen und personenbezogenen Berufen. Dazu zählt beispielsweise das Arbeiten als Friseurin oder auch Kindergartenpädagogin. Geschlechterstereotypen beeinflussen diese Wahl stark, denn viele Personen gehen davon aus, dass bestimmte Berufe nur ein gewisses Geschlecht ausüben kann oder sollte. Arbeitsbedingungen von traditionell frauendominierenden Berufsgruppen ermöglichen Teilzeitarbeit eher, wie männerdominierende. Typische männerdominierende Erwerbstätigkeiten sind zum Beispiel Elektroniker oder Dachdecker. In diesen sogenannten „Männerberufen“ (Männeranteil über 70 Prozent) sind hingegen Formen der Arbeitsorganisation üblich, die kürzere Arbeitszeiten erschweren – und das für beide Geschlechter. Außerdem sind in „Frauenberufen“ Teilzeitjobs etablierter und das diesbezügliche Angebot ist wesentlich größer.
Altersarmut und Aufstiegschancen
Es liegt auf der Hand: Wenn Frauen insgesamt weniger Lebenseinkommen haben, sei es durch familienbedingte Unterbrechungen oder auch Teilzeitarbeit, erwarten sie folglich auch niedrige Pensionszahlungen. Bei der Berechnung der Pensionshöhe wird die unentgeltliche Sorgearbeit nicht berücksichtigt. Das Resultat – Frauen erhalten in Österreich durchschnittlich rund 40 Prozent weniger Pension als Männer. Diese Pensionsverluste gehen nicht spurlos an der weiblichen Bevölkerung vorbei. Altersarmut heißt die schlimmste aller Folgen und betrifft jede 10. Österreicherin. Frauen sind davon dreimal so häufig betroffen wie Männer. Viele Pensionistinnen können sich schlichtweg das Leben kaum bis gar nicht mehr leisten.
Der verringerte Arbeitsumfang ist Mitschuld für insgesamt schlechtere Karrierechancen von Frauen. Der Grund: Führungs- und Entscheidungspositionen sind bisher nur sehr vereinzelt in Teilzeitarbeit möglich und deswegen kommen diese Positionen vor allem für Frauen mit Kindern selten in Frage. Das schränkt die Karrierechancen von größtenteils von Müttern ein und verwehrt zahlreichen weiblichen Arbeitskräften einen Erfolg im Beruf.