Starker Anstieg von Firmenpleiten

Bis Ende September mussten in Österreich 3.553 Unternehmen Insolvenz anmelden – ein Plus von 96 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.


Schild "Time to say goodbye": Firmenpleiten legen deutlich zu
Düstere Prognose: Bis Ende 2022 könnte Österreich knapp 5.000 Firmenpleiten verbuchen (© Gerd Altmann/pixabay)

Inflation, Energiekrise und unterbrochene Lieferketten hängen wie ein Damoklesschwert über vielen Unternehmen. Und auf viele ist es bereits heruntergesaust. Das zumindest geht aus einer aktuellen Analyse des heimischen Kreditversicherers Acredia und Allianz Trade hervor. Die Welle an Firmenpleiten trifft die ganze Welt. Innerhalb Europas fällt sie in Österreich besonders heftig aus.

„Weltweit hat bereits eine Trendwende eingesetzt. Die Hälfte aller Länder, die wir analysiert haben, verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 ein zweistelliges Plus bei den Unternehmensinsolvenzen“, so Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. „Auch Länder, die derzeit noch niedrige Insolvenzzahlen aufweisen, wie die USA, China, Deutschland, Italien und Brasilien, dürften nächstes Jahr einen Anstieg verzeichnen.“

Österreich mit stärkstem Anstieg an Firmenpleiten in Europa

In Österreich mussten bis Ende September 3.553 Unternehmen Insolvenz anmelden (Quelle: KSV1870). Das entspricht einer Zunahme von 96 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und stellt damit den stärksten Anstieg aller europäischen Länder dar. Entsprechend düster fällt auch die weitere Prognose aus: „Bis Ende des Jahres könnten wir in Österreich auf knapp 5.000 Firmenpleiten kommen“, schätzt Meierschitz.

Für 2023 erwartet Acredia, dass die Anzahl das erste Mal wieder über dem Vor-Pandemie-Niveau liegt. Meierschitz: „Derzeit gehen wir von einem Anstieg von 13 Prozent für 2023 aus, verglichen mit 2019 wäre das ein Plus von 8 Prozent.“

Europa werde sich insgesamt in den nächsten zwei Jahren auf steigende Insolvenzzahlen einstellen müssen. Besonders in Frankreich (2022: +46 % ; 2023: +29 %), Großbritannien (+51 % ; +10 %), Deutschland (+5 % ; +17 %) und Italien (-6 % ; +36 %) werde ein starker Anstieg erwartet. Branchen wie die Bauwirtschaft, der Handel und die Logistik seien stark betroffen. Dabei sind es vornehmlich kleinere Unternehmen, denen Inflation, explodierende Energiekosten und steigende Löhne zum Verhängnis werden.

Auf und Ab im Zwei-Jahrestakt

Nach zwei Jahren mit rückläufigen Zahlen ist demnach erstmals wieder ein deutlicher Anstieg der weltweiten Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Und der soll laut Analyse auch zwei Jahre anhalten: International sollen die Firmenpleiten sowohl 2022 (+10 %) als auch 2023 (+19 %) steigen. Bis Ende 2023 könnte das globale Insolvenzgeschehen dann wieder auf Vor-Pandemie-Niveau liegen (+2 %).

Was also tun? Staatliche Hilfsmaßnahmen könnten den Anstieg eindämmen, meint man bei Acredia. Viele Regierungen versuchen bereits, die Situation mit Steuermaßnahmen in den Griff zu bekommen. Ob diese ausreichen, wird vor allem von der Energiekrise und der damit einhergehenden Rezessionsentwicklung abhängen. Ausgehend von den derzeitigen Unterstützungen, die gezielt die Insolvenzdynamik verlangsamen sollen, könnte 2022 und 2023 der Anstieg an Firmenpleiten in den größten europäischen Märkten um -10 Basispunkte gedrückt werden, heißt es seitens Acredia.

Die vollständige Studie finden Sie hier: Corporate Risk is back – Watch out for business insolvencies (pdf).