Auch die Landwirtschaft wird jetzt digital

Das Austrian Institute of Technology (AIT) und das Land Niederösterreich starten die Initiative „d4agrotech“. Dank Digitalisierung soll die Landwirtschaft effizienter, klima- und ressourcenschonender werden.


Zwei Frauen und zwei Männer auf einer Terrasse
v .l.: Angela Sessitsch (Leiterin „Bioresources“ am AIT), AIT-Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Wirtschafts-Landesrat Jochen Danninger (© NLK Pfeiffer)

Die nachhaltige Produktion von gesunden Lebensmitteln gilt als große Herausforderung. Das AIT und das Land Niederösterreich haben deshalb das Projekt „d4agrotech“ gestartet: Durch eine umfassende Sammlung von Daten und deren Auswertung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (Deep Learning) sollen verlässliche Prognosen und fundierte Entscheidungsoptionen für eine bedarfsgerechte Bewirtschaftung möglich werden. Diese sollen wiederum höhere Erträge, gesündere Produkte, bessere Umweltverträglichkeit und eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft erlauben.

20 Millionen Euro für Landwirtschaft 4.0

Rund 20 Millionen Euro werden in die Initiative investiert. „Durch die Initiative d4agrotech wird zum einen die Landwirtschaft im größten Agrarland Österreichs gestärkt – in Niederösterreich gibt es rund 38.000 landwirtschaftliche Betriebe, jeder fünfte Arbeitsplatz im Land hängt direkt oder indirekt von der Landwirtschaft ab. Zum anderen werden die Digitalisierung gefördert und innovative Lösungen „made in Niederösterreich“ ermöglicht, die der nachhaltigen Lebensmittelproduktion dienen“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.

Standortwahl fällt auf Tulln

Schauplatz des Geschehens wird vor allem Tulln sein. Die Stadt, in der bis 2023 auch ein Haus der Digitalisierung entsteht, soll damit weiter in ihrer Rolle als „Technopol“ gestärkt werden, wie Wirtschafts-Landesrat Jochen Danninger unterstreicht. Die Initiative sei ein kräftiger Impuls für Tulln, wo bereits „mehr als 1000 hochspezialisierte Expertinnen und Experten in Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Bildungsstätten im Bereich von biobasierten Technologien tätig sind“, so Danninger.

Weitere Partnerschaften ergeben sich am Standort Tulln u. a. mit der FH Wiener Neustadt, der Universität für Bodenkultur oder dem Doktorats-Programm „Digitalisierungs- und Innovationslabor in den Agrarwissenschaften“, in dem Boku, TU Wien und Vetmed-Uni Wien auf Initiative des Landes NÖ kooperieren.

Alles vernetzt

Forscherinnen und Forscher des AIT werden in den nächsten fünf Jahren gemeinsam mit Partnern digitale Systeme entwickeln, aus denen konkrete Lösungen für Landwirtschaftsbetriebe abgeleitet werden können. Um das erarbeitete Wissen und die innovativen Methoden möglichst rasch in Anwendung zu bringen, werden Unternehmen und Industriepartner mit ins Boot geholt.

Verschränkung ist aber nicht nur zwischen Theorie und Praxis angesagt: Bei der Digitalisierung der Landwirtschaft sei die besondere Herausforderung, dass alle Daten innig miteinander vernetzt sind, so Angela Sessitsch (Leiterin „Bioresources“ am AIT Center for Health & Bioresources): Die Bodenbeschaffenheit, das Mikrobiom (die Gesamtheit aller Mikroorganismen in einem Lebensraum), das Klima und die chemische Kommunikation zwischen Pflanzen und ihrer Umgebung stehen miteinander in engster Wechselwirkung. „Wenn sie nicht systemisch analysiert werden, kann das volle Potenzial nicht ausgeschöpft werden“, so Sessitsch.

Genutzt werden dazu Sensoren im Boden oder in Landmaschinen und Drohnen sowie weitere Informationen (wie Satelliten-, Wetter- oder Betriebsführungsdaten), die durch Big-Data-Analysen ausgewertet und in intelligenten Entscheidungssystemen aufbereitet werden. Dadurch können z.B. Pflanzenschädlinge frühzeitig erkannt, der Einsatz von Pestiziden gesteuert und letztlich reduziert werden.