Künstliche Intelligenz gegen Fake-Shops

Das Projekt „SINBAD“, initiiert vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT), soll betrügerische Online-Shops automatisch entlarven.


Artificial Intelligence soll helfen, Online-Betrüger aufzuspüren (© ÖIAT)

Manch einer hat die unschöne Erfahrung bereits gemacht: Man kauft im Internet ein tolles Schnäppchen oder ergattert endlich noch ein Exemplar vom bereits überall ausverkauften Objekt der Begierde – nur um dann zu erkennen, dass man Gaunern auf den Leim gegangen ist. Denn das Geld ist abgebucht, aber Warenlieferung: Fehlanzeige.

Die Corona-Krise und der damit verbundene Anstieg von Online-Shopping heizen diesen Negativ-Trend noch an. Immer mehr Fake-Shops und immer ausgeklügeltere Betrugsmaschen tauchen auf.

SINBAD warnt vor Fake-Shops

Das ÖIAT hat nun ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, dass diesen kriminellen Machenschaften einen Riegel vorschieben soll.  „Mittels Künstlicher Intelligenz werden Webseiten automatisiert auf einzelne bzw. kombinierte Merkmale, die Fake-Shops aufweisen, untersucht. Dank dieser Analyse können wir neue betrügerische Seiten und Web-Shops erkennen und die Besucher warnen, bevor es zu spät ist “, erklärt Projektleiterin Louise Beltzung.

Zu den untersuchten Merkmalen und Kriterien von „SINBAD“ gehören unter anderem: Werbung auf sozialen Medien, die zu Fake-Shops führt, der Missbrauch gut gerankter Domains von anderen Websites, organisierte Kriminalität im E-Commerce und der Bezug zu bestimmten saisonabhängigen Preis- und Produktkategorien.

Hinweise auf Betrug richtig deuten

  • Werbung auf sozialen Medien: Immer mehr Konsumenten melden bei der Watchlist Internet Fake-Shops, die Werbeeinschaltungen in Social Media oder auf Google nützen, um Käufer zu ködern. Häufig werden dabei Ausverkaufs-Angebote aufgrund der Corona-Krise vorgeschützt. Ein Schwerpunkt des SINBAD-Projektes ist daher die Untersuchung dieser Werbung. „Wir untersuchen betrügerische Online-Werbungen, um Lücken aufzuzeigen und Plattformen wie Facebook oder Google zur Verantwortung ziehen zu können“, erklärt Beltzung.
  • Gutes Ranking durch aufgelassene Domains: videofilm-reinhardt.de oder tourismus-regional.de: Niemand würde unter diesen Domains Online-Shops für Adidas- oder Puma-Schuhe vermuten. Doch genau das wird auf diesen Webseiten verkauft. Zumindest vorgeblich. Betrüger registrieren nicht mehr verwendete Domains, die nach wie vor in den Suchergebnissen gut gereiht und damit leicht auffindbar sind, immer wieder neu. Ein Screening solcher neu übernommenen Domains im DACH-Raum soll helfen, betrügerische Angebote schneller und effizienter aufzudecken.
  • Organisierte Kriminalität im E-Commerce: „linennew ist eine Plattform von Online Mode-Shop mit unabhängigen Modedesignern. Wir bestreben uns, unseren Kunden originelle, hochwertige und exklusive Modeprodukte von unabhängigen Designern anzubieten.“ Zu lesen sind diese sprachlich haarsträubenden Zeilen auf der Webseite des betrügerischen Mode-Shops linennew.com. Sucht man nach diesen und ähnlichen Sätzen, findet man rasch weitere, gleichartig aufgebaute Fake-Shops. „Ähnlichkeiten in den Formulierungen sind keine Seltenheit. Manchmal sind auch der Aufbau der Webseiten, die angebotenen Produkte oder die verwendeten E-Mail-Adressen gleich. All das lässt Netzwerke organisierter Kriminalität vermuten“, weiß Thorsten Behrens, Projektleiter der Watchlist Internet. Mit Hilfe einer Recherche im Dark Web will SINBAD diese Cluster ausfindig machen.
  • Preis- und Produktkategorien: E-Bikes im Frühling, Pools im Sommer oder aktuell die ausverkaufte Playstation 5: Kriminelle wissen, welche Produkte zu welchem Zeitpunkt besonders begehrt sind. Und nützen den Umstand, dass diese dann im Handel oft nur schwer zu bekommen sind. Begehrte Waren zu günstigen Preisen ködern entsprechend viele Konsumenten. Bis dato gibt es keine Erhebung zu Preis- und Produktkategorien von Fake-Shops. Diese Lücke will die auf Preisvergleich spezialisierte Firma CIUVO in SINBAD schließen. „Diese Erhebung gibt uns Aufschluss darüber, wie potenzielle Kunden angesprochen werden. Dadurch müssen wir nicht mehr warten, bis Konsumentinnen und Konsumenten geschädigt wurden, sondern können bereits im Vorfeld vor den Fake-Shops warnen“, so Beltzung.