Erfinderinnen, die uns wärmen

Anlässlich des Tages des geistigen Eigentums: drei außergewöhnliche Ingenieurinnen im Porträt.


Katze schläft auf einem Heizkörper
Katzen und Erfinderinnen haben es gern angenehm warm. (Bild: Ulrike Gröl/Pixabay)

Seit dem Jahr 2000 wird der „Tag des geistigen Eigentums“ am 26. April begangen. Er wurde von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) ausgerufen und soll auf die Bedeutung von geistigem Eigentum, Innovation und Kreativität hinweisen. Allein in Österreich werden jährlich etwa 2.300 neue Patente angemeldet. Frauen sind beim Anmelden von Patenten auf der ganzen Welt stark unterrepräsentiert. Eine Studie der WU Wien untersuchte den Frauenanteil der eingereichten Patente in Österreich anhand der Daten des Jahres 2016: Nur 6 % der neuen Patente wurden von Frauen angemeldet. Dass dies nichts mit zu geringem Einfallsreichtum zu tun haben kann, zeigen die folgenden Beispiele.

Apropos Patent: Beim Staatspreis Patent 2020 wurde die Einreichfrist für die besten Erfindungen und Marken bis 4. Mai 2020 verlängert.

Margaret A. Wilcox – Erfinderin der Autoheizung (1893)

Frauen neigen bekanntlich eher dazu zu frieren als Männer – und dies scheint gleich mehrere kreative Technikerinnen inspiriert zu haben. Margaret A. Wilcox stammte aus Chicago und zählte zu den ersten weiblichen Maschinenbau-Ingenieuren. Sie erhielt zahlreiche US-Patente für ihre Erfindungen. Im Herbst 1893 meldete sie ihre Erfindung einer Autoheizung zum Patent an. Ihr System bestand aus einer Brennkammer unter dem Auto und einem Rohrsystem, durch das das erhitzte Wasser unter dem Fahrgastraum geleitet wurde. Die Luft im Inneren des Autos wurde dadurch erwärmt und die Fahrgäste hatten es angenehm warm. Auch unsere moderne Autoheizung basiert im Wesentlichen immer noch auf dieser Erfindung.

Alice H. Parker – Erfinderin der regulierbaren Gaszentralheizung (1919)

Alice H. Parker wurde 1865 in Morristown (New Jersey) geboren und war eine der ersten schwarzen US-Amerikanerinnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts überhaupt studieren durften. Möglicherweise hatte sie eines Tages die kalten Winter ihrer Heimatstadt satt. Jedenfalls war sie unzufrieden mit der Heizleistung der damals üblichen Kamine und Kohleöfen. Diese heizten die Räume nur unregelmäßig auf, gingen in der Nacht immer wieder aus und das Brennmaterial musste mühsam in die Wohnungen geschleppt werden. Also kam Alice die Idee, Erdgas zur Wärmeerzeugung zu verwenden. 1919 meldete sie ein Patent für einen erdgasbetriebenen „neuen und verbesserten Heizofen“ an – die erste regulierbare Gasheizung war geboren. Ihre Konstruktion ermöglichte es, mithilfe eines Wärmetauschers kühle Luft anzusaugen und dann warme Luft durch Rohrleitungen in die einzelnen Räume eines Hauses zu leiten. Aus ihrem Design entstand der heute gebräuchliche Thermostat und die in vielen Häusern vor allem im Süden der USA verwendete Warm- bzw. Umluftheizung.

Maria Telkes – Erfinderin des solarbeheizten Einfamilienhauses (1947)

Maria Telkes war eine ungarische Biophysikerin, die nach ihrer Promotion in Budapest in die USA auswanderte. Dort forschte sie hauptsächlich am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zum Thema Solarenergie. 1947 entwickelte sie gemeinsam mit der Architektin Eleanor Raymond das erste Privathaus, welches das ganze Jahr komplett durch Solarenergie geheizt werden konnte. Das „Dover Sun House“ kam auch ohne aktive photovoltaische Elemente nur aufgrund seiner speziellen Bauweise ohne weitere Heizung aus. Ein Sonnenkollektor aus zwei Glasplatten und einer schwarzen Metallplatte wurde nach Süden ausgerichtet. Die erwärmte Luft wurde über Ventilatoren zum Energiespeicher geleitet. Ungewöhnlich war vor allem Maria Telkes Idee, für die Speicherung der Wärmeenergie Natriumsulfat (Glaubersalz) zu verwenden, und zwar 28 Tonnen davon. Zum Speichern und wieder Abgeben der Wärmeenergie wurde der Aggregatzustandswechsel, also das Schmelzen und Wiederverfestigen von Natriumsulfat bei einer Temperatur von 32 °C, genutzt.

Das Dover Sun House hatte zu seiner Zeit ein großes Medienecho, da es durch ein reines Frauenteam umgesetzt worden war. Das Konzept der Wärmespeicherung mittels Glaubersalz erwies sich allerdings als weniger erfolgreich, da einerseits die Tanks angegriffen wurden und schnell rosteten, andererseits auch die Kollektoren zu sehr an Leistung verloren. Sonnenenergie zur Wärmegewinnung zu verwenden ist hingegen eine Idee, der heute immer größere Bedeutung zukommt.