Österreicher arbeiten immer flexibler

Kernarbeitszeiten verlieren laut einer Deloitte-Studie an Bedeutung.


Barbara Kellner, Deloitte: Anwesenheit sollte nicht mit Leistung gleichgesetzt werden (© Deloitte/feelimage)

Strikt nach dem Stechuhr-Prinzip von 9 bis 18 Uhr in der Arbeit zu sein, ist out. Zumindest für immer mehr Österreicher. „Bereits bei einem Viertel der Unternehmen arbeitet die Mehrheit der Mitarbeiter ohne Kernzeiten“, sagt Barbara Kellner, Managerin bei Deloitte Österreich, das gemeinsam mit der Uni Wien und der Uni Graz 214 Führungskräfte und Personalisten zu flexiblen Arbeitsmodellen befragt hat.

Rund 30 Prozent der Unternehmen nützen außerdem bereits die Möglichkeit des 12-Stunden-Tages in der Gleitzeit. Dagegen ist das Modell der 30-Stunden-Woche erst bei knapp einem Prozent tatsächlich implementiert.

Der Siegeszug des Home Office 

Satte 97 Prozent der befragten Unternehmen stellen den Mitarbeitern mittlerweile die Möglichkeit der Heimarbeit zur Verfügung. Bei einem Drittel gilt das allerdings nur für ausgewählte Glückliche. Dennoch: Die Nutzung von Home Office hat sich in den letzten beiden Jahren mehr als verdoppelt.

Kellner weist aber darauf hin, dass die tatsächliche Akzeptanz manchmal enden wollend ist: „Obwohl die Option häufiger angeboten und in Anspruch genommen wird, hat bei 85 % der Unternehmen die physische Anwesenheit im Büro noch immer einen dominanten Stellenwert. Das wird zum Problem, wenn Anwesenheit mit Leistung gleichgestellt wird. Mitarbeiter trauen sich dann nicht, Home-Office-Angebote wahrzunehmen.“

Die Ergebnisse der Deloitte Flexible Working Studie 2019 im Überblick

Vertrauen ist gut …

Generell senden die Befragten widersprüchliche Signale in puncto flexibles Arbeiten: Einerseits behaupten drei Viertel, ihren Mitarbeitern zu vertrauen. Andererseits setzen 39 Prozent der Unternehmen auf zusätzliche Kontrollmechanismen.
Dazu Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien. „Die Unternehmen müssen das Loslassen lernen und innerhalb eines klar kommunizierten Regelwerks eine gesunde Vertrauenskultur entwickeln. Nur so können sie als zeitgemäße Arbeitgeber attraktiv bleiben.“