Zeilingers Nobelpreis-Vortrag: Quantenphysik auch für Laien

2.000 Hörerinnen und Hörer im vollen Audimax der Uni Wien, ein zweiter Hörsaal und ein Livestream mit hunderten Leuten: das öffentliche Interesse an Nobelpreisträger Anton Zeilinger war vergangenen Mittwochabend besonders groß.


Anton Zeilinger begeistert die Zuhörerschaft für Quantenphysik

Vor Kurzem gab Anton Zeilinger dem gespannten Publikum seinen Nobelpreis-Vortrag „Reise durch die wunderbare Welt der Quanten“ zum Besten. Der Quantenphysiker schilderte Einblicke in seine Arbeit und begeisterte mit vielen persönlichen Anekdoten die Zuhörerschaft. Zudem teilte er mit dem Wiener-Publikum, was er in den „bescheidenen letzten Jahren seines Lebens“ noch auf den Grund gehen will.

Ganz gleich ob Laienpublikum oder ein Saal von Fachleuten – Anton Zeilinger zieht sie alle in seinen Bann und schafft es seine physikalischen Arbeiten für alle nachvollziehbar zu präsentieren. Das schafft er unter anderem mit Pirouetten, ausgebreiteten Armen in der Mitte der Bühne, um verschränkte Teilchen zu verbildlichen, lässt sich vom Publikum einsagen, weiß es dann doch besser.  Eine Stunde lang schenkte das Wiener Publikum dem Physiker ihre Ohren und Aufmerksamkeit.

Anton Zeilinger erhielt im Vorjahr gemeinsam mit dem Franzosen Alain Aspect und seinem US-Kollegen John Clauser den Physik-Nobelpreis. Die Physiker wurden „für Experimente mit verschränkten Photonen, Nachweis der Verletzung der Bellschen Ungleichungen und wegweisender Quanteninformationswissenschaft“ ausgezeichnet. 

Das war’s noch lange nicht 

Seine Begeisterung für die Physik lässt selbst nach all den Jahren nicht nach. In einem Rückblick in das Jahr 2018 teilte der Wissenschaftler Einblicke in eine publizierte Arbeit, in der er sich gemeinsam mit seinem Team dem Einfluss von über zwölf Milliarden Jahre alten Lichts zweier Quasare auf Messergebnisse widmete.  Nun will er an die Vergangenheit anknüpfen und weiter daran arbeiten, mögliche unbekannte Einflüsse auf die Messergebnisse von quantenphysikalisch verschränkten Teilchen auszuschließen. „Das ist schon recht knapp am Urknall, und ich muss sagen, wenn man auf dem Monitor des Teleskops ein Licht sieht, das von so weit herkommt – das ist schon was, das ist etwas Unglaubliches“, erzählt Nobelpreisträger Anton Zeilinger begeistert.

Aber auch Neutrinos oder Gravitationswellen wecken seine Neugier, da man mit Licht nicht weiter als 380.000 Jahre nach dem Urknall zurückgehen kann, weil erst dann das Universum transparent wurde. Neutrinos oder Gravitationswellen sind erst kurz nach dem Urknall entstanden. „Das ist eine spekulative Idee, aber ich habe schon öfter in meinem Leben spekulative Ideen gehabt und vielleicht lässt sich das durchführen“, so der Nobelpreisträger über seine Ideen für zukünftige Forschungsprojekte.

Für den 77-jährigen emeritierten Professor an der Universität Wien, der auch am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) arbeitet, ist mit der Verleihung des Physik-Nobelpreis also noch lange nicht Schluss mit der Wissenschaft und er vertraut weiterhin „ein bisschen seinen Spinnereien“.

Den Nobelpreis-Vortrag „Reise durch die wunderbare Welt der Quanten“ von Anton Zeilinger gibt es hier in voller Länge: https://youtu.be/fW4SwcMQYdA.