Huawei: Fokus auf Europa und Österreich

Im ORF-Interview erklärt Huawei-Vorstandsmitglied Lifang Chen die Strategie für den europäischen Markt. WirtschaftDirekt hat nachgefragt.


Immer wieder besuchen neuerdings Spitzen-Manager des chinesischen Technologieriesen Huawei Europa. Eine von ihnen ist Vorstandsdirektorin Lifang Chen: Zu ihrem Kurzbesuch in Wien reiste sie mit vollem Terminkalender an. Im Interview mit der Zeit im Bild sprach sie über die Pläne Huaweis für den europäischen Markt und insbesondere für Österreich. Und stellte klar, dass die Vorstandsmitglieder nicht erst seit diesem Jahr häufig nach Europa kommen – sondern das seit zehn Jahren tun. Gerade deshalb sei man auch zu der Meinung gelangt, dass man Europa als zweiten Heimmarkt etablieren wolle.

Europa als Innovationstreiber

Laut Chen gibt es mehrere Gründe, warum Europa – abgesehen von den Querelen mit den USA – für Huawei so interessant ist. Da sind zum einen die europäischen Kunden, die den Konzern laut der Top-Managerin mit ihren Ideen zu weiteren Innovationen antreiben. Zudem sei Europa ein offener, aber klar regulierter Markt und biete somit ein wichtiges Umfeld für Unternehmen. „Der Grund, warum wir in der Lage sind, mobile Technologien zu demokratisieren, liegt darin, dass Europa sich für ein offenes und faires Marktumfeld eingesetzt hat, das es allen Ländern, Regierungen und Unternehmen ermöglicht, sich zu engagieren, wenn sie das möchten“, so Chen.

Die DSGVO sieht sie als mustergültig an. Und auch mögliche strengere Regulierungen des Marktes schrecken Huawei nicht ab. Eine wirkliche Herausforderung, so die Vorstandsdirektorin zur Zeit im Bild, seien „tägliche Tweets, die in der Früh ganz anders klingen als am Abend“.

Investitionen in Österreich 

Wie der ORF berichtet, bereitet Lifang Chen auch die Eröffnung des Wiener Forschungszentrums vor. Nach wie vor sind wenige Details darüber bekannt, WirtschaftDirekt konnte allerdings in Erfahrung bringen, dass hier vor allem an Magnettechnologien geforscht werden soll.

Chen sieht den intensiven Fokus auf Forschung und Entwicklung als eine Gemeinsamkeit, die Huawei und das Land Österreich haben. Die Stärke des Konzerns sei dabei der Aufbau von internationalen Plattformen, die Stärke Österreichs der Reichtum an Forschungsinstituten und KMU, die sich spezifischen Technologien widmen – „eine gute Kombination“, findet Chen.

In Österreich arbeitet Huawei mit allen großen Mobilfunkanbietern, mit großen Unternehmen wie den ÖBB sowie mit Universitäten und Instituten wie dem AIT oder der TU Wien zusammen. Darüber hinaus gibt es Unterstützungsprogramme für Studierende. Es zeichne sich weltweit ein Mangel an Fachkräften für Zukunftstechnologien wie 5G oder KI ab, so Chen. Deshalb wolle man gemeinsam mit Universitäten gezielt Talente an den Unis sowie in Start-ups und KMU fördern.

Eine Frage der Akzeptanz

Massive Bemühungen gibt es seitens Huawei weiterhin für die Themen Cybersecurity und 5G. Wie im Dezember 2019 angekündigt, steckt der Konzern 2 Mrd. US-Dollar in Cybersicherheit und Datenschutz. Ebenfalls mehr als zwei Milliarden wurden in den vergangenen Jahren in die Entwicklung von 5G investiert.

Einigen Aufwand und auch einiges an Geld kostet klarerweise auch der Aufbau eines eigenen Ökosystems. Chen sieht aber weder Kosten, Mühen noch Zeit (fertig könnte ein solches System in ein bis zwei Jahren sein) als kritische Frage, sondern „die Akzeptanz durch die Verbraucher“.