Damit die Menschheit nicht vergisst

Zum Tag des Denkmals: Warum die sichtbare Erinnerung und das Bewusstmachen der Vergangenheit auch heute noch wichtig sind und bleiben.


Das Fest der Freude wird zum Gedenken an die Opfer und die Freude über die Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft veranstaltet. (© Andy Wenzel)

Auch dieses Jahr hat sich der internationale Tag des Denkmals am 18. April wieder gejährt. Die einen gehen meist achtlos an Denkmälern vorbei, die anderen verweilen eine Weile davor und machen vielleicht ein Foto, um anderen davon zu berichten. Ein Denkmal zu setzen mag antiquiert wirken, dennoch hat das Denkmal auch in der Gegenwart noch eine wesentliche Aufgabe: markante Punkte der Geschichte nicht zu vergessen.

Wie die Gegenwart die Vergangenheit am Leben hält

Es zeigt sich, dass insbesondere umstrittene Denkmäler noch heute grundlegend für die Aufarbeitung der österreichischen Vergangenheit sind. Sie werden errichtet, um prägenden historisch bedeutsamen Persönlichkeiten oder Ereignissen zu gedenken und Vergangenheit auch in der Gegenwart zu rekonstruieren. Jedoch: Das Erinnern im Hier und Jetzt findet immer durch den Filter der aktuellen Geschehnisse statt. Dementsprechend braucht es Organisationen, die die Informationen und Fakten damaliger Ereignisse auch in die Gegenwart weitertragen. Eine wichtige Aufgabe, denn die Art der Aufbereitung bestimmt den Charakter des Erinnerns. Dazu zählt auch die Herausforderung sich mit Ereignissen aus der Vergangenheit zu beschäftigen, die man lieber verdrängen würde.

Ein Thema, welches in Österreich lange totgeschwiegen wurde und zu heftigen Debatten geführt hat, ist die Mitschuld Österreichs am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust. Auch heute ist die Erinnerungskultur darüber teils umstritten. Fakt ist: Nur das konsequente Bewusstmachen der Vergangenheit dieses Landes kann falsche Entwicklungen in Gegenwart und Zukunft verhindern.

Die Wahrheit aufdecken

Ein Verein, der in Österreich grundlegende Erinnerungsarbeit leistet, ist das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). Als offizielle Nachfolgeorganisation der Österreichischen Lagergemeinschaft übernimmt das MKÖ wesentliche Aufgaben im pädagogischen und wissenschaftlichen Bereich zum Konzentrationslager Mauthausen und dessen Nebenlager. Seit 1946 werden zudem Gedenk- und Befreiungsfeiern in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und an Orten der ehemaligen Nebenlager von den Überlebenden bzw. deren Verbänden organisiert und durchgeführt. Auch heuer findet am 16. Mai ein Gedenkzug in Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes statt.

Mit dieser Arbeit ermöglicht das Mauthausen Komitee Überlebenden und Angehörigen ihre Seite der Geschichte zu erzählen und das Erlebte zu verarbeiten. Gleichzeitig trägt der Verein dazu bei, dass die Geschehnisse nicht in Vergessenheit geraten. So meint die Geschäftsführerin des MKÖ, Christa Bauer: „Denn nur wenn wir die Mechanismen, die zum Nazi-Terrorsystem führten, verstehen, kann man antidemokratische Tendenzen in der Gegenwart erkennen und ihnen mit Zivilcourage entgegentreten.“

Ein Fest zum Gedenken

Ein Fixpunkt der Erinnerungs- und Gedenkarbeit des MKÖ ist das Fest der Freude. Zum Gedenken an die Opfer und die Freude über die Befreiung von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft veranstaltet das Mauthausen Komitee Österreich am 8. Mai bereits zum neunten Mal das Fest der Freude. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht und der Zweite Weltkrieg endete in Europa.

Dieses Jahr rückt das Fest der Freude die Diversität der Opfergruppen in den Konzentrationslagern, die bis heute in der Öffentlichkeit oftmals zu wenig wahrgenommen werden, in den Mittelpunkt. Auch wenn das Fest – wie so vieles dieses Jahr – virtuell stattfindet, veranstaltet das MKÖ auf dem Heldenplatz – mitten im Herzen von Wien – von 5. bis 11. Mai eine symbolische Gedenkaktion mit Zitaten und Fotos von Überlebenden sowie Auszügen aus dem Mauthausen Schwur der Überlebenden in verschiedenen Sprachen. Interessierte können über die Online-Kanäle des Mauthausen Komitee Österreich am Fest der Freude sowie an der Befreiungsfeier gratis teilnehmen.