Dossier: Baustelle Bildung – Folge #3

Berufsbildende Mittelschulen sollen Schülern praktisches Know-how vermitteln und zugleich das Interesse für Lehrberufe wecken. Teil drei unserer Serie „Baustelle Bildung“ beleuchtet Chancen und Möglichkeiten dieser Unterrichtsform.


Mäzene, die diese Schulform unterstützen, erreichen mit wenig Geld große Wirkung und verbessern die Chancenfairness.

Ein neuer Ansatz. Die Berufsmittelschule. Mit dem Pädagogik-Paket 2018 wurde im Schuljahr 2015/16 die Neue Mittelschule aus der Taufe gehoben. Es gibt bereits Musik-, Sport- sowie multilinguale Mittelschulen (vormals neue Mittelschule). Nun kann man sich die berechtige Frage stellen, warum es noch keine berufsbildende Mittelschule gibt. Diese Schulform würde keine Lehre ersetzen, sondern soll noch in der Pflichtschule das Interesse für einen handwerklichen Beruf wecken – und sie ist kostengünstig, wenn in der Schule Räume zur Verfügung gestellt werden.

Restaurantfachleute, Köche und Bäcker werden etwa händeringend von Hotellerie und Gastronomie gesucht. Nun könnte man bereits in der Berufsmittelschule Interesse für diese Berufe wecken. Beispielsweise über Warenkunde (welche Fische und Gemüsesorten gibt es, wie kann man sie zubereiten) das Kochen attraktiv machen. Und wenn sich die Schülerinnen und Schüler nicht für eine Kochlehre entscheiden, haben sie immerhin kochen gelernt. Kein Elternhaus könnte etwas daran aussetzen. Und die Jugendlichen der Berufsmittelschule erhalten am Nachmittag eine sinnvolle Beschäftigung.

Praxis mit Spaß statt schnöder Theorie

Es handelt sich um einen ergänzenden Fachunterricht neben dem üblichen Lehrstoff an der Schule, der zum Beispiel an drei Nachmittagen in der Woche an dieser Schwerpunktschule angeboten werden könnte. Kein oberlehrerhafter Unterricht, sondern vielmehr spielerisch von (auch pensionierten) Mentoren vorgetragen. Diese Fachspezialisten sollen die Sympathien für bestimmte Berufe wecken und ihr Wissen weitergeben können. Speziell Kindern, die in einer allgemeinen Mittelschule unglücklich sind, könnte man durch berufsnahes handwerkliches Lernen Spaß an der Schule vermitteln.

Natürlich sollte sich dieser Ansatz nicht nur auf touristische Bereiche beschränken. Schwerpunktschulen sind für künftige Elektriker ebenso denkbar wie für Tischler, Mechaniker und Schlosser. Jungen Menschen zwischen zehn und 14 Jahren macht das Zerlegen und Zusammenbauens eines Moped-Motors vermutlich mehr Spaß als die Teilnahme am theoretischen Physikunterricht. Learning by doing with fun. Industrie und Gewerbe könnten auch „Anschauungsmaterial“ zur Verfügung stellen und so Interesse für ihre Firmen und in Folge für eine Lehrstelle wecken. Denn Ziel ist es, ein Interesse bei den Jugendlichen zu wecken, das in eine spätere berufliche Tätigkeit mündet. Vor allem in Hinblick auf jene Berufe, die unter eklatantem Lehrlingsmangel leiden.

Das Dossier Baustelle Bildung soll Denkanstöße bieten, Menschen verschiedener Professionen zu Wort kommen lassen und zur Diskussion anregen. Reaktionen und Kommentare nehmen wir gerne unter redaktion@wirtschaftdirekt.at entgegen. (amg)