Österreich: 80 % für Sterbehilfe

Laut einer aktuellen Umfrage begrüßt eine deutliche Mehrheit die VfGH-Entscheidung zum selbstgewählten Sterben bei schwerer Krankheit. Fast jede/r Zweite würde selbst Sterbehilfe in Anspruch nehmen.


Eine erlöschende Kerze
Heikles Thema Sterbehilfe: 47 % der Umfrage-Teilnehmer können sich vorstellen, sie selbst in Anspruch zu nehmen Bild (© Comfreak/Pixabay)

Nachdem der Verfassungsgerichtshof im Dezember die Strafbarkeit von Beihilfe zur Selbsttötung aufgehoben hat, sollen die Gesetzgeber bis Ende des Jahres einen entsprechenden rechtlichen Rahmen schaffen. Das Justizministerium hat daher nun für Ende April ein Dialogforum angekündigt, in dem u. a. Religionsgemeinschaften und Wissenschaftler den richtigen Umgang mit dem Thema diskutieren sollen.

Auch außerhalb dieses Expertenforum ist eine der wohl schwierigsten und gegensätzlichsten Gesellschaftsdebatten längst neu aufgebrandet. Doch während etwa die frühere steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic sich vehement gegen eine Liberalisierung stemmt, wie sie der Kleinen Zeitung sagte („Weil ich bin Durchschnittsbürgerin und unterstelle vielen Menschen, dass sie nicht wissen, was Suizid ist. Suizid ist Beihilfe zum Sterben.“), zeigt eine aktuelle Umfrage, dass ein großer Teil der Bevölkerung das ganz anders sieht.

Österreicher wollen Selbstbestimmung

Durchgeführt wurde die Befragung vom Meinungsforschungsinstitut INTEGRAL im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende (ÖGHL). 1000 ÖsterreicherInnen im Alter von 16 bis 69 Jahren wurden dabei zu ihrer Einstellung zur Sterbehilfe befragt.

So finden 80 % die jüngste Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs gut, wonach das Verbot der „Hilfe bei der Selbsttötung“ gegen das Selbstbestimmungsrecht verstößt und damit verfassungswidrig ist. Eine klare Zustimmung, die über das ganze Bundesgebiet in allen Bildungs- und Einkommensschichten sowie Altersgruppen annähernd gleich hoch ist. Ein Drittel (32 %) wünscht sich die rechtliche Möglichkeit, eine Vorab-Sterbeverfügung anzuordnen, insbesondere für den Fall von Krankheiten wie z.B. Demenz (Alzheimer, usw.). 23 % finden, dass auch aktive Sterbehilfe erlaubt sein sollte.

53 % der Österreich wollen, dass das Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, welches das Recht auf Sterbehilfe stärkt (in Wien 62 %). Nur 9 % der Befragten möchten am alten Verbot der Sterbehilfe (aus dem Jahre 1934) festhalten, aber 11 % wünschen sich ein neues Gesetz, das Sterbehilfe wieder erschwert.

Knapp die Hälfte würde selbst Sterbehilfe in Anspruch nehmen

Annähernde jede/r Zweite (47 %) kann sich vorstellen, einmal selbst Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. 32 % der Befragten sind bei dieser Frage unschlüssig. Bei der Frage, wer Sterbehilfe durchführen soll, sprechen sich zwei Drittel für Ärztinnen bzw. Ärzte aus. 27 % finden, dass auch Angehörige und Freunde dazu befugt sein sollen.