Dass Bienen als zentrale Erhalter eines funktionierenden Ökosystems bedroht sind, ist nicht neu. Umweltzerstörung, Klimaveränderungen, Parasiten und intensive Landwirtschaft gefährden die emsigen Bestäuber. Allerorts entdeckt man deshalb sein Herz für Bienen: Bienenpatenschaften werden übernommen, Unternehmen bieten Honig aus eigenen Stöcken an, Konsumenten kaufen und pflanzen eifrig Blühwiesen, …
Gerade für letztere hat Global 2000 allerdings unerfreuliche Nachrichten: Zum Weltbienentag (20. Mai) veröffentlicht die Umweltschutzorganisation neue Testergebnisse. Gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) wurden 35 „bienenfreundliche“ Pflanzen – wie Blaukissen oder Lavendel – auf Pestizidrückstände überprüft. Mit einer erschreckenden Bilanz: Denn über 90 % der untersuchten Blumen waren mit Pestiziden belastet. Fast die Hälfte davon sogar mit für Bienen hochgiftigen Wirkstoffen.
„Auf fast allen von uns untersuchten Pflanzen fanden wir richtige „Pestizid-Cocktails“, bei einem Viertel aller Blumen wurden sogar 10 oder noch mehr gefährliche Wirkstoffe gefunden. Und das Schlimmste daran: Die Pflanzen waren alle speziell als „bienenfreundlich“ gekennzeichnet“, berichtet Dr. Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei Global 2000. Nur drei Pflanzen waren unbelastet.
Österreich stärker betroffen als Deutschland
Auf 40 % der getesteten Pflanzen wurden zudem Pestizide entdeckt, die in der EU gar nicht zugelassen sind. Darunter auch extrem bienengiftige Substanzen wie das Neonicotinoid Imidacloprid, das auf Vergissmeinnicht aus dem österreichischen Lagerhaus gefunden wurde.
Dabei hat der EU-Gerichtshof erst kürzlich das Verbot von Neonicotinoiden in Europa bestätigt. Das berichtete u. a. kürzlich Biene Österreich, der Dachverband der heimischen Bienenzuchtverbände.
Keine einzige in Österreich gekaufte Pflanze war frei von Pestizidrückständen. In Deutschland waren immerhin 20 % der Proben unbelastet. Die fünf Pflanzenproben mit jeweils gleich drei hoch bienengiftigen Pestiziden stammten alle aus Österreich.
Politik ist dringend gefordert
In Österreich gibt es keine gesetzlichen Regelungen für Pestizidrückstände auf Zierpflanzen. Novak drängt auf ein Verbot von bienengefährlichen Wirkstoffen im Zierpflanzenbau: „Um das Insektensterben zu stoppen, fordert Global 2000 eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Pestiziden und vor allem von erwiesenermaßen bienengiftigen Wirkstoffen. Die Behörden sind gefordert, die Ungefährlichkeit von Zierpflanzen zu kontrollieren, genauso wie bei Lebensmitteln“.
Konsumenten, die Bienen etwas Gutes tun wollen, empfiehlt Novak, „wenn möglich Bio-Pflanzen zu kaufen, auf Pestizidreduktionsprogramme des Handels zu achten und Pflanzen zu kaufen, die von der Jungpflanze weg in Österreich produziert werden“.