Eines haben die letzten Wochen gezeigt: Unternehmerinnen und Unternehmer sind kreativ im Umgang mit den großen Herausforderungen in Zeiten von COVID-19. Einige dieser Helden wollen wir in einer Spezialserie vor den Vorhang holen.
Tierischer Botendienst
Vor allem ältere und vorbelastete Menschen, die zur Risikogruppe zählen, haben oft Schwierigkeiten sich derzeit selbst zu versorgen und sind auf helfende Hände angewiesen. Gleichzeitig ist die Hotellerie für Gäste geschlossen, die Hotels stehen still. In der Küche des Hotels Intercontinental brodelt es jedoch in den Töpfen.
Wie andere Gastronomen auch, kocht der Betrieb nun schon seit dem 1. April für Senioren und Hilfsbedürftige im 3. Wiener Gemeindebezirk – und hat dabei ein großes Netzwerk für die Zustellung aktiviert. Freiwillige geben die kostenlosen Menüs – mit dem Fahrrad, mit dem Auto und nun auch zu Pferde transportiert – direkt an der Haustüre ab. Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sind die Vierbeiner der Wiener Fiaker unausgelastet, die Pferde müssen jedoch weiterhin bewegt werden. Da kommt der Zusammenschluss mit dem tierischen Lieferservice gelegen. Gemeinsam mit dem Hotel Intercontinental leisten nun auch die Fiaker einen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Krise.
Wir haben mit der Generaldirektorin des Intercontinental Brigitte Trattner gesprochen und uns erklären lassen, wie es dazu kam, dass nun auch Pferde leckere Mahlzeiten durch den 3. Bezirk kutschieren:
Die Corona-Krise hat die Hotelbranche hart getroffen. Viele Hotels befinden sich nach wie vor in Schockstarre. Wann kam Ihnen die Idee, einen karitativen Lieferdienst einzurichten?
Das Intercontinental Wien gehört seit mehr als 50 Jahren zu dieser Stadt, vor allem zum 3. Bezirk, daher war für uns sehr schnell klar, dass wir etwas beitragen möchten, mit dem wir vor allem den älteren Menschen den ohnehin sehr schwierigen Alltag etwas erleichtern können. Die Idee mit den kostenlosen Menüs für Seniorinnen und Senioren stammt vom Eigentümer des Hotel Intercontinental, Michael Tojner.
Wie funktioniert der Lieferdienst? Gibt es viele Freiwillige?
Der Lieferdienst funktioniert dank unserer Freiwilligen und Kooperationspartner bestens. Wir haben täglich bis zu 30 Fahrer im Einsatz, vor allem Radfahrer, Autofahrer und drei Fiaker. Die Speisen werden im Hotel auslaufsicher verpackt und von den Freiwilligen – gemeinsam mit einer aktuellen Ausgabe der Kronenzeitung – nach einem optimierten Routenplan zugestellt. Die Software „Multiroute“ für die Tourplanung wird kostenlos von der Münchner Firma gb consite zur Verfügung gestellt, bedient wird sie von Gerald Gregori, dem Vizepräsidenten der Bundesvereinigung Logistik, der das Projekt ehrenamtlich unterstützt. Die Kühlrucksäcke für die Radfahrer und die Fiaker werden vom Lieferdienst Mjam zur Verfügung gestellt. Außerdem werden wir vom Freiwilligenpool der Caritas und den Maltesern bei der Koordination unterstützt.
Wie ist die Kooperation mit den Fiakern zustande gekommen?
Die Idee dazu kam von Christian Gerzabek von der Initiative Pro Fiaker-Kultur: Da die Tiere ohnehin bewegt werden müssen, momentan aber keine Fahrten stattfinden können, ist die Essensauslieferung eine sinnvolle Alternative.
Wird das Angebot auch in Anspruch genommen? Wie reagieren die Menschen, wenn sie das Essen von Ihnen vor dir Haustür geliefert bekommen?
Wir waren überrascht vom großen Anklang und freuen uns, dass das Angebot so gut angenommen wurde – so gut, dass wir leider auch keine neuen Bestellungen mehr entgegennehmen können. Die Menschen, die unsere Speisen erhalten, freuen sich sehr und sind auch ausgesprochen dankbar. Wir erhalten viele liebe Mails und Anrufe mit positivem Feedback.
Wie viele Mahlzeiten haben Sie schon verteilt?
Die Aktion richtet sich an Seniorinnen und Senioren im dritten Bezirk, also Menschen, die zur Risikogruppe gehören und möglichst das Haus nicht verlassen sollen. Wir stellen täglich etwa 250 Portionen zu.
Das Angebot läuft vorerst noch bis 13. April.