#femalebusiness: Kleine Lösungen mit großer Wirkung

Eine erfolgreiche Business-Idee zu haben, bedeutet nicht immer, das Rad gänzlich neu zu erfinden. Sondern manchmal einfach, kreative Lösungen für altbekannte Probleme anzubieten. Wie Sonja Steidl, die mit dekorativen Schmuckmöbeln dem Accessoires-Chaos den Kampf ansagt.


Schmuckmöbeldesign "Schmetterling" @ Sonja Steidl

Die meisten von uns kennen das Problem: Wir haben jede Menge Schmuck zu Hause. Egal ob selbst gekauft, geschenkt bekommen, Urlaubsmitbringsel oder Erbstück – Ohrringe, Uhren, Armreifen, Halsketten, Ringe und sonstiges dekoratives Beiwerk türmen sich. Irgendwo, in irgendeiner Schublade oder in diversen Kästchen.

Trotzdem greift man immer zu den gleichen Stücken. Und das liegt meist gar nicht so sehr daran, dass einem der Rest nicht mehr gefällt. Sondern daran, dass man einfach den Überblick verliert, keine Lust hat, verhakte Accessoires zu entwirren oder erst an unterschiedlichen Orten nach dem passenden Stück zu suchen.

Auf dieses Alltagsproblem wurde Sonja Steidl aufmerksam. Und hat sich kurzerhand entschlossen, die Lösung dafür zu einem Geschäft zu machen: Sei kreiert Schmuckmöbel, die an sich schon Aufputz genug sind, aber eben auch Ordnung ins dekorative Chaos bringen. Eine Investition, die sich lohnt: Denn wer seine „Juwelen“ im Überblick hat, ist weniger verleitet, sich ständig Neues zu kaufen …

Wir haben Sonja Steidl befragt, wie es zur Geschäftsidee kam und welche Herausforderungen mit ihrem Business verbunden sind.

@ Sonja Steidl

Wie kam es zu der Idee, Schmuckmöbel herzustellen?

Ich habe als Farb- und Stilberaterin meinen KundInnen oft empfohlen, Schmuck zu tragen –und dabei immer das Gleiche gehört: „Ich denke nie daran, weil ich meinen Schmuck nicht sehe“, „Die Ketten verknoten sich ja immer“ etc.
Ich selbst hatte auch keine geeignete Aufbewahrung und der Markt gab damals nicht viel her. Daher begann ich vor ca. 10 Jahren, selbst welche zu bauen. In der Zwischenzeit sind es nicht nur Kleinmöbel zur Aufbewahrung von Schmuck, sondern auch für Schlüssel, Make-up etc.

Wollten Sie schon immer selbstständig sein oder hat sich das so ergeben?

Ich wollte ursprünglich Industrial Design studieren, daher habe ich eine HTL-Ausbildung absolviert. Ich habe dann aber einen weiten Umweg über ein Soziologie-Studium und viele Jahre Gastronomie genommen, um jetzt hier in meiner eigenen Werkstatt zu stehen. Das hat sich ergeben, weil ich meine Schmuckmöbel nur als Selbstständige machen kann. Lieber hätte ich ein kleines Team, mit dem ich gemeinsam arbeiten und mich austauschen kann, aber wer weiß: Vielleicht wage ich irgendwann den Sprung und mein Unternehmen wächst.

Machen Sie von A bis Z – also von Design über Produktion bis zu Marketing und Verkauf – alles selbst?

Ja, ich mache alles selbst. Das ist bei uns EPUs ja ein bisschen die Herausforderung, denn natürlich kann man nicht alles gleich gut – gemacht werden muss es aber trotzdem ;-). Mein Mann unterstützt mich zum Glück sehr beim Planen, bei Entscheidungen und vor allem beim Verkauf am Markt. Das kann er nämlich um vieles besser als ich.

Welche Arbeitsschritte bereiten Ihnen am meisten Freude? Welche Tätigkeiten in Ihrem Berufsalltag kosten Sie am meisten Überwindung?

Neue Produkte entwickeln und Prototypen zu bauen, ist wohl der beste Teil meiner Arbeit. Meine KundInnen erzählen mir z. B. am Weihnachtsmarkt, was ihnen abgeht, was sie gerne hätten und ich tüftle dann oft schon gleich am Marktplatz nach einer Lösung. Meine letzte große Serie – „Sisi – die Ordnung im Bad“ – ist nach einer Skizze im Kassabuch entstanden. Es macht mir riesigen Spaß, Lösungen zu finden für Probleme, die vielleicht auf den ersten Blick nicht groß erscheinen, aber ziemliche Zeitfresser sind und oft für viel Ärger sorgen. Den eigenen Schmuck nicht griffbereit zu haben, klingt zwar harmlos, wenn man ihn dann aber mal gut sichtbar auf einem Schmuckmöbel hängen hat, macht es wieder viel mehr Spaß, den jeweils passenden Schmuck zu tragen. Und dafür haben wir ihn ja. Oder bei dem Badezimmermöbel „Sisi“ – ich finde jetzt im Bad auf einen Griff die Pinzette oder die Nagelschere und daneben gut geordnet meine Schminksachen. Ein wunderschönes Gefühl.

Was auch Teil des Jobs und wichtig ist, ist das Marketing. Es liegt mir leider gar nicht, meine Ideen zu bewerben. Jeder Facebook-Post oder Bewerbung bei einer Marktanmeldung kostet mich Zeit und Überwindung.

Was war bisher Ihre größte Herausforderung und wie sind Sie damit umgegangen?

Eindeutig der Weihnachtsmarkt 2017. Ich war schwanger und hatte den Geburtstermin während des Weihnachtsmarktes. Aber erfreulicherweise konnte ich bis einen Tag vor der Geburt noch in der Werkstatt stehen und Kleinigkeiten erledigen, konnte den Onlineshop verwalten etc.

Am Markt selbst hatte ich zum Glück eine Verkäuferin über die Betriebshilfe der WKO. Dennoch war ich immer wieder zwischen meinen Aufgaben hin- und hergerissen: mich auf meinen Sohn zu konzentrieren und mich um mein bisheriges Baby, die Schmuckmöbel, zu kümmern.

Welche Auswirkungen hatte die COVID-19-Pandemie auf Sie? Wie gehen Sie mit der Herausforderung um?

Der Ausfall des Weihnachtsmarktes – ich stehe normalerweise immer am Art Advent vor der Karlskirche – war natürlich ein harter Schlag. Ich mache dort den Großteil meines Jahresumsatzes. Darüber hinaus habe ich noch immer keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhalten.

Aber natürlich war es auch eine Chance: Ich habe verschiedene Online-Shops ausprobiert und viel an meinem eigenen Online-Auftritt gearbeitet. Das Umdenken, regional zu kaufen und kleine Betriebe zu unterstützen, wird uns sicher längerfristig zugutekommen. Und nicht zuletzt haben wir als Familie eine Weihnachtszeit ohne Markt sehr genossen.

www.schmuckmoebel.at